Niedersachsen ist das wichtigste „Wiesenvogelland“ Deutschlands. Hier brüten hohe Anteile der gesamtdeutschen Brutbestände von beispielsweise Uferschnepfe, Kiebitz, Brachvogel, Rotschenkel, Bekassine und Wachtelkönig. Deshalb hat Niedersachsen nach Aussage des grünen Umweltministers Christian Meyer eine besondere Verantwortung für deren Schutz (…).1
Diese Verantwortung nimmt die niedersäschsische Jägerschaft bereits seit Jahrzehnten u.a. durch die Bekämpfung des Raubwildes wahr. Schließlich ist eine anerkannte Ursache für die zu geringe Anzahl an flüggen Küken die Gelegeprädation, welche in vielen Gebieten bereits zu Verlusten von 70–100 % führt. Untersuchungen dazu gibt es haufenweise aus ganz Europa.2
Was bislang vorrangig im Rahmen der Einzeljagd erfolgte, wurde im Hegering nun erstmalig revierübergreifend und in einer konzertierten Aktion durchgeführt – die Bejagung des Fuchses am Natur- und Kunstbau. Im Vorfeld hatten sich dazu Revierinhaber mit Bauhundeführern bei Bier und Bratwurst in der Jagdhütte des Reviers Friedrichsfehn / Klein Scharrel getroffen, um den Jagdablauf gemeinsam zu planen.
Als Bauhundeführer hatten sich dankenswerterweise Lars Sieger (DJT), Jürgen Fritsch (DJT), Dietmar Lübben (DJT), Diether Greiwe (Teckel) und Daniel Bernett (DJT) zur Verfügung gestellt.
Am 24. und 25.01.2025 fand dann unter Beteiligung von elf Revieren (Wittenberge, Westerscheps, Osterscheps, Friedrichsfehn/Klein Scharrel, Jeddeloh I, Jeddeloh II, Kleefeld und Portsloge sowie Eversten, Ohrwege und Dänikhorst) die revierübergreifende Baujagd statt. Je nach Revierbeschaffenheit wurden dort jeweils Strohmieten sowie zwischen zwei und 20 Kunst- und Naturbauten bejagt. Sollte der Spruch „Sauwetter ist Bauwetter“ zutreffend sein, standen beide Tage unter positiven Vorzeichen. Insgesamt wurden fünf Füchse gesprengt, von denen drei zur Strecke kamen. Alle Füchse entsprangen ausnahmslos Naturbauten, die nicht alle äußerlich auf eine Befahrung hatten schließen lassen. Darüber hinaus war ein weiterer Fuchs bereits beim Angehen ebenso ansichtig wie flüchtig.
Hier wie dort wurde jedoch wiederholt die sehr gute Organisation der Jagdausübungsberechtigten vor Ort gelobt. In Anbetracht dessen konnten die zeitlichen Bejagungsfenster in den einzelnen Revieren auf ein Minimum reduziert werden. So hatten beispielsweise Jürgen Eilers - Revierführer in Osterscheps und Hobby-Geograph - eigens eine Revierkarte mit sämtlichen Fuchs- und Dachsbauten angefertigt und die Reviere Wittenberge und Westerscheps eine opulente Feldverpflegung organisiert. Schlussendlich wurde allen Teilnehmern - gerade auch den beteiligten Jungjägern - von den Hundeführern eine sehr besonnene und ruhige Verhaltensweise attestiert, die Grundvoraussetzung für eine sichere Ausübung der Baujagd ist. Der Einsatz von Bagger und Tierarzt wurden dadurch von vornherein vermieden.
Zum Streckelegen, -verblasen und Schüsseltreiben fanden sich schließlich 34 Teilnehmer am Abend des 25.01.2025 in den Räumlichkeiten von Andre Meyer in Jeddeloh I ein. Dort wurde Gulaschsuppe nach einem alten Rezept von Oma Witte serviert, deren Kochkünste dem einen oder anderen noch aus der aktiven Zeit von Witte‘s Gasthof bekannt sein dürften. Im Anschluss wurden die vergangenen zwei Jagdtage eingehend analysiert und gegen 24:00 Uhr mit einem positiven Fazit abgeschlossen, wenngleich man sich nicht auf eine offizielle Abschlusserklärung zu der Frage einigen konnte, warum 50% der ansichtigen Füchse nicht zur Strecke kamen. Auch ein unmittelbar im Anschluss noch spontan gebildeter Fachausschuss vermochte dahingehend keine endgültige Klärung mehr herbeiführen. Dessen Mitglieder hatten noch bis ca. 02:00 Uhr in den Räumlichkeiten von Dietmar Lübben weiter getagt, ehe auch sie zu Hause einschlief(t)en. Ob Streckenverweigerung, technische Probleme, Nervenschwäche, Unvermögen, höhere Gewalt - der Leser möge sich etwas passendes aussuchen.
In jedem Fall ist eine Wiederholung erstrebenswert.
1aus: WIESENVOGELSCHUTZ IN NIEDERSACHSEN - DAS EU LIFE+ NATUR PROJEKT „WIESENVÖGEL“ - LAYMAN’S REPORT, Juni 2023
2z.B. Thermologger-Studien zu Gelegeverlusten beim Kiebitz in den 90ern im Havelländischen Luch in Brandenburg oder aktuell die Ergebnisse der Nestkameras im Beltringharder Koog an Uferschnepfengelegen in Schleswig-Holstein