Hätte man mich früher gefragt, was ich mir spontan unter der Jagd vorstelle, dann hätte ich wahrscheinlich etwas geantwortet wie: Jäger tragen grüne Kleidung und erlegen Wild. Nun, das trifft wohl zu, beschreibt allerdings nur einen Bruchteil der regelmäßigen Tätigkeiten der rund 60.000 Jägerinnen und Jäger in Niedersachsen.
Einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Jagdverbands zufolge verbringt jede jagende Person über 41 Stunden pro Monat, also durchschnittlich eine Arbeitswoche, in der Natur. Davon entfallen über 25 Stunden auf die Jagd. Knapp 16 Stunden wenden Jägerinnen und Jäger für Arbeiten im Revier auf. Eine wesentliche Aufgabe ist es dabei, die biologische Vielfalt und einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten. Jagd und Naturschutz sind daher fest miteinander verbunden. Die Landesjägerschaft ist ein anerkannter Naturschutzverband. Durchschnittlich investierte im Jahr 2022 jede jagende Person 315 € in Maßnahmen für die Biotop-Pflege und den Artenschutz.
Zur untrennbar mit der Jagd verbundenen Hege gehört unter anderem, auch außerhalb des Waldes Deckung und Ruhezonen sowie Äsungsflächen für das Wild zu schaffen. Wenn Sie bei einem Ausflug ins Grüne Ihren Blick über die Felder schweifen lassen, fallen Ihnen bestimmt des Öfteren Flächen mit bunten Wiesenblumen auf. Solche bepflanzten Flächen sind nicht nur für das Wild wichtig. Gerade in intensiv genutzter Landschaft bieten Wildäcker, Hecken und Gebüsche, Kräuter- und Blütenpflanzen vielen selten gewordenen Reptilien, Vögeln, Schmetterlingen, Hummeln und anderen Insekten neuen Lebensraum.
Seit dem Jahr 2018 stellt die Jägerschaft Wolfenbüttel den Landwirten im Landkreis unentgeltlich Saatgut für die Blühflächen zur Verfügung. Dr. Andreas Müller, Obmann für Naturschutz bei der Jägerschaft Wolfenbüttel, unterstützt die Landwirte seit Jahren bei der Auswahl und Beschaffung der Blühmischungen. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Landwirten und seines ehrenamtlichen Einsatzes können wir uns mittlerweile im Landkreis Wolfenbüttel über mehr als 145 Fußballfelder an Blühflächen erfreuen. Auch die Landwirte haben hierdurch einen Vorteil. Die Blühflächen und -streifen geben dem Boden Zeit zur Regeneration und verhindern den Eintrag von Unkräutern in die Anbauflächen.
Ein Nutznießer der Blühstreifen ist unter anderem das Rebhuhn. Dieser etwa taubengroße Vogel ist ein typisches Feldhuhn. Als solches meidet es den Wald und verbringt selbst die Nacht in Deckung am Boden in der Feldflur. Es braucht eine strukturreiche Vegetation, nicht zu große Feldschläge, unkrautreiche Feldraine und Wegränder, Altgrasstreifen, Brachen, niedriges Gebüsch und Hecken. Nachdem sich die Lebensbedingungen für diese Vögel unter anderem aufgrund der Bemühungen der Jägerschaft Wolfenbüttel im Landkreis verbessert haben, wurden in diesem Jahr mehrere dieser Vögel aus einer Feldhuhnstation ausgewildert.
Als Ansprechpartner steht Ihnen der Obmann für Naturschutz der Jägerschaft Wolfenbüttel, Herr Dr. Andreas Müller, gerne unter der Telefonnummer 0172-9954312 zur Verfügung.
In diesem Jahr hat der Landkreis Wolfenbüttel gemeinsam mit dem Wolfenbütteler Schaufenster einen Ideenwettbewerb zum Thema Nachhaltigkeit ausgeschrieben. Den mit 5.000 € dotierten ersten Platz des Nachhaltigkeitspreises belegte die Jägerschaft Wolfenbüttel. Ausgezeichnet wurde sie für ihr Projekt der Förderung von Blühflächen im Landkreis. Den zweiten Platz belegte das Projekt „Viele Schritte zur Nachhaltigkeit“ des Theodor-Heuss-Gymnasiums Wolfenbüttel. Platz drei ging an das private Projekt „Speicherwald Schladen“ von Dr. Klaus Dietrichs.
„Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftswerk“ betonte die Landrätin Christiana Steinbrügge bei der Preisverleihung. Und um genauso ein Gemeinschaftswerk handelt es sich bei dem ausgezeichneten Projekt der Jägerschaft Wolfenbüttel. Dieses hat zum Ziel, in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten in der Region möglichst viele Flächen mit einheimischen Blühpflanzenmischungen zu bestellen. Hierdurch werden der Lebensraum und die Nahrungsgrundlage von Insekten, Vögeln, Feldhasen, Rebhühnern, Rehen und vielen weiteren Tierarten verbessert. Aber auch die Landwirte haben hierdurch einen Vorteil. So geben Blühflächen und -streifen dem Boden Zeit zur Regeneration und verhindern den Eintrag von Unkräutern in die Anbauflächen.
Seit 2018 unterstützt die Jägerschaft Wolfenbüttel Landwirte bei der Auswahl und Beschaffung von Blühmischungen. Seit 2019 werden diese Mittel durch die Förderinitiative „Lebensraumverbund Feldflur Niedersachsen“ der Landesjägerschaft Niedersachsen ergänzt. Die Kosten für das Saatgut werden vollständig übernommen. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Dr. Andreas Müller, Obmann für Naturschutz bei der Jägerschaft Wolfenbüttel, nehmen Anzahl und Größe der Blühflächen stetig zu. Wurden im Anfangsjahr 2018 im Landkreis Wolfenbüttel 40 Hektar Fläche mit einheimischen Pflanzenmischungen bestellt, erblühen mittlerweile 105 Hektar Fläche. Umgerechnet entspricht dies mehr als 145 Bundesliga-Fußballfeldern.
Zum Abschluss der Preisverleihung stellte Bernd Becker, erster Vorsitzender der Jägerschaft Wolfenbüttel, klar: „Wir wollen weitermachen mit diesem Projekt. Naturschutzgestaltung besteht nicht aus Worten, sondern aus Taten.“
Wolfenbüttel 100 Hektar normalerweise landwirtschaftlich genutzte Fläche wollen Landwirte im Kreis Wolfenbüttel in diesem Jahr aus der Nutzung nehmen, um sie für Blühflächen zur Verfügung zu stellen. 100 Hektar, das sind umgerechnet 1.000.000.000 Quadratmeter oder– um sich eine bessere Vorstellung davon zu machen –etwas mehr als 140 Bundesliga-Fußballfelder. Auf jedenFall ist das: „Rekord“, sagt Andreas Müller, Obmann für Naturschutz der Jägerschaft Wolfenbüttel.
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