Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der Wildunfälle in Niedersachsen ist gesunken. Rund 28 400 Rehe, Hirsche und andere sogenannte Schalenwildarten wurden im Jagdjahr 2017/18 ein Opfer des Straßen- und Schienenverkehr, wie der Sprecher der Landesjägerschaft (LJN), Florian Rölfing, mitteilte. Unter Schalenwild verstehen Jäger wild lebende Huftiere. Im Jagdjahr 2016/2017 waren es noch gut 32 200, also ein Rückgang von fast 12 Prozent. Allerdings gilt die Dunkelziffer bei Wildunfällen als hoch, weil etwa Kollisionen mit Hase und Fuchs wegen der meist geringen Schäden nur selten gemeldet werden.
In den weitaus meisten Fällen sind es Rehe, die auf den Straßen von Autos erfasst werden. So wurden im Jagdjahr 2017/18 genau 24 487 Rehe gezählt, die zu Verkehrsopfern wurden. Dazu kamen 1057 Damhirsche,
2756 Wildschweine, 133 Rothirsche und 11 Mufflons. Der Rückgang der Wildunfälle ist vor allem auf die Rehe zurückzuführen: Im Jagdjahr 2016/17 waren es laut Statistik noch 28 709.
Deutschland gilt als wildreichstes Land Europas und hat ein eng geknüpftes Straßennetz. Das führt zu Konflikten, gerade auch im Frühjahr. «Dann herrscht Rushhour in Wald und Flur, das erste Grün lockt die Pflanzenfresser», sagte Rölfing. «Insbesondere Vegetarier wie das Reh schalten im Frühjahr den Energiesparmodus aus und sind vermehrt auf Futter- und Reviersuche.»
Mit der Umstellung auf die Sommerzeit sei eine weitere Gefahr dazugekommen, warnte Rölfing. Nun sollten Autofahrer besonders achtsam sein. «Über Nacht fällt der Berufsverkehr in die Dämmerungszeit, das ist zugleich die Hauptaktivitätsphase vieler Wildtiere», erklärte er. «Damit steigt die Gefahr von Wildunfällen, denn Wildtiere kennen keine Zeitumstellung.» Der beste Schutz seien angepasste Geschwindigkeit und vorausschauendes Fahren, heißt es dazu beim ADAC. «Jetzt müssen die Fahrer besonders aufmerksam sein, vor allem am Morgen und am Abend», sagte ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse.
Besonders an unübersichtlichen Feld- und Waldrändern rät Rölfing zur Vorsicht. «Wenn ein Wildtier die Straße quert, ist mit Nachzüglern zu rechnen», sagte er. Viele Wildtiere seien in Familienverbänden unterwegs. «Steht ein Wildtier auf der Straße: abbremsen, abblenden und hupen.» Waghalsige Ausweichmanöver endeten oft fatal, warnte er.
Bundesweit ist die Zahl der Wildunfälle im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Mehr als 233 000 Unfälle registrierte der Deutsche Jagdverband von April 2017 bis März 2018, ein Zuwachs von zwei Prozent. Jedes Jahr kommen dabei bis zu 20 Menschen ums Leben. Dazu kommen nach Zahlen des Deutschen Verkehrsrates mehr als 3000 Verletzte.