Wölfe in Niedersachsen

Ministerpräsident will beim Thema Wolf Tempo machen

Das Reizthema Wolf hat Stephan Weil in der Vergangenheit oft seinen Umweltministern überlassen. Jetzt möchte er es zur Chefsache machen und eine gemeinsame Linie mit anderen stark betroffenen Bundesländern finden.

Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sieht die Notwendigkeit, die Ausbreitung des Wolfes in Niedersachsen einzudämmen. «Kein Mensch kann bestreiten, dass es Teile von Niedersachsen gibt, wo das Problem sehr gut beherrschbar ist», sagte der Regierungschef am Donnerstag während seiner Sommerreise. «Aber in solchen Hotspots wie in der Küstenregion oder beispielsweise auch in der Heide, da muss sich was ändern, das kann man nicht so laufen lassen.»

Weil kündigte an, das Thema Wolf bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz zur Sprache zu bringen. «Ich bin mir sicher, es gibt eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern, insbesondere aus ostdeutschen Ländern, die an dieser Stelle mindestens so viel Druck haben wie wir hier.» Vor knapp drei Wochen hatten im ostfriesischen Aurich rund 3000 Menschen gegen die Ausbreitung des Wolfes und für einen restriktiveren Umgang mit den Tieren demonstriert.  

Wölfe stehen unter strengem Naturschutz und dürfen nur in Einzelfällen mit behördlichen Ausnahmegenehmigungen geschossen werden. Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, an einem Konzept der Bundesregierung für ein europarechtskonformes, regional differenziertes Bestandsmanagement mitarbeiten zu wollen. Dies würde bedeuten, dass Wölfe in bestimmten Regionen geschossen werden könnten, um ihre Zahl konstant zu halten.

Nach Angaben der Landesjägerschaft gab es im Juni 2023 in Niedersachsen 42 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und zwei ständig hier lebende Einzelwölfe.

«Der Wolf steht in Niedersachsen definitiv nicht von der Ausrottung», betonte Weil. Es gehe darum, mit den anderen betroffenen Ländern sowie mit der Bundesregierung eine gemeinsame Linie zu finden, um «wirklich sehr deutlich unsere Interessen in Brüssel zu vertreten». Wie das Bundesumweltministerium 2022 mitteilte, ist es derzeit nicht mit EU-Recht vereinbar, Wölfe präventiv zu töten. Dies fordern aber Weidetierhalter etwa für Regionen, wo keine wolfsabweisende Zäune errichtet werden können.