In Niedersachsen wurden im Jahr 2012 auf 215.000 Hektar Mais für die Energiegewinnung in Biogasanlangen angebaut, das entspricht etwa 10,8 Prozent der Ackerfläche in Niedersachsen. Regional führt dies zu einer Verengung der Fruchtfolge und damit massiven Nachteilen für die Artenvielfalt im ländlichen Raum. Ziel des jetzt gestarteten dreijährigen Forschungsprojektes „Energie aus Wildpflanzen“ der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) ist es, alternative, praxistaugliche Konzepte für einen nutzungsintegrierten Naturschutz weiter voranzubringen und so Lebensräume für die Bewohner der Feldflur zu erhalten und auszuweiten.
Die heutige Flächennutzung unterliegt einer Vielzahl von konkurrierenden Nutzungsinteressen: Intensive landwirtschaftliche Nutzung, Versiegelung, Anforderung des Tourismus auf der einen, Klima-, Natur- und Artenschutzinteressen auf der anderen Seite. "Mit unserem Forschungsprojekt versuchen wir Lösungen für ein Miteinander der Nutzungsansprüche zu finden, deren oberstes Ziel der Erhalt der Artenvielfalt ist und die in der landwirtschaftlichen Praxis auf Akzeptanz stoßen“, so Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen. Verlierer der verengten Fruchtfolge bis hin zu Monokulturisierung seien stets die wildlebende Tierarten, die auf eine abwechslungsreiche Landschaft angewiesen sind: "Klassische Bewohner der Feldflur wie Rebhuhn, Feldlerche, Hase oder Kiebitz sind genauso betroffen wie Bienen, Schmetterlinge, Käfer und andere blütensuchende Insekten - sie alle profitieren vom Anbau der Wildpflanzenkulturen", so Dammann-Tamke weiter.
Projektpartner des landesweit angelegten Forschungsprojektes ist das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e.V., das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover und die Praxisflächen einbringenden Landwirte: In unterschiedlichen Regionen Niedersachsens werden jeweils vier bis fünf Praxisflächen mit standortangepassten Wildpflanzenmischungen bestellt. Die begleitende Forschung umfasst im Wesentlichen zwei Teilbereiche: Zum einen den ökonomischen Mehrwert, d.h. die Entwicklung der Bestände und deren Ertragsermittlung bei Vegetationsende im Hinblick auf die Energiegewinnung als Alternative zu Maispflanzen, zum anderen den ökologischen Mehrwert, d.h. die Habitatqualitäten der angebauten Wildpflanzenmischungen für Säugetiere und Vögel. Am Ende des zweijährigen Forschungsvorhabens werden die Ergebnisse der Untersuchung in einem Endbericht zusammengefasst und veröffentlicht.
Das Forschungsprojekt „"Energie aus Wildpflanzen“ wird zu 55 Prozent mit Mitteln Landes Niedersachsen finanziert, die verbleibenden 45 Prozent bestreitet die Landesjägerschaft aus eigenen Mitteln. Die wissenschaftliche Begleitforschung erfolgt durch externe Institute. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes fließen ein in das bundesweite Projekt „Netzwerk Lebensraum Feldflur, an dem sich die Landesjägerschaft ebenfalls beteiligt und dessen Zielstellung es ist, die Biogaserzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes verknüpfen.
Die Projektskizze zum Forschungsvorhaben "Energie aus Wildpflanzen" finden Sie unter hier.