Im Herbst herrschen häufig schlechte Sicht- und Fahrverhältnisse auf den Straßen: Die tiefstehende Sonne, nasses Laub auf der Fahrbahn und dazu die anstehende Zeitumstellung sorgen so für ein erhöhtes Wildunfallrisiko. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) appelliert daher an alle Verkehrsteilnehmer, in den kommenden Wochen besonders aufmerksam und vorausschauend zu fahren.
Die meistern Wildtiere sind dämmerungsaktiv, das heißt ihre Aktivitätsphasen – so der Wechsel von ihren Einständen, also Rückzugsplätzen, zu ihren Futterstellen – liegen in der Zeit der Dämmerung: Durch die anstehende Zeitumstellung fällt diese Phase in die Zeit des Berufsverkehrs. In Verbindung mit den ohnehin im Herbst oftmals widrigen Witterungsverhältnissen, erhöht sich damit das Wildunfallrisiko in den nächsten Wochen.
In Niedersachsen führen viele Jägerschaften zur Vermeidung von Wildunfällen, häufig in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und/oder der Polizei, Präventionsmaßnahmen verschiedenster Art durch. Die Aktionen reichen dabei vom Aufstellen so genannter Dreibeine oder auch elektronischer Warnsysteme – als Warnhinweise für Verkehrsteilnehmer vor Wildunfallschwerpunkten – bis zum Anbringen von Wildwarnreflektoren an Straßenleitpfählen, die die Wildtiere am queren der Straßen hindern sollen.
Eine angepasste Fahrweise, die Beachtung von Warnhinweisen und besondere Aufmerksamkeit an Waldrändern und unübersichtlichen Feldrändern sind jetzt besonders wichtig. Sollte ein Wildtier die Straße überqueren, unbedingt mit Nachzüglern rechnen – viele Wildtiere leben in Familienverbänden bzw. sind in Gruppen unterwegs. Sollte es zu einem Wildunfall kommen, heißt es Unfallstelle sichern und umgehend die Polizei benachrichtigen. Diese informiert den zuständigen Jäger der mit seinem extra ausgebildeten Jagdhund auch vermeintlich unverletzt geflüchtete Wildtiere finden und von ihrem Leid erlösen kann.
Im Jagdjahr 2013/2014 wurden insgesamt 30.261 Wildunfälle im Schalenwild, also Reh-, Rot-, Dam- Schwarz- und Muffelwild registriert. Mit 27.722 Wildunfällen war das Rehwild mit Abstand am häufigsten beteiligt. Dies liegt an dessen flächendeckender Verbreitung in Niedersachsen und an den über das Jahr verteilt verschiedenen Aktivitätsphasen, wie bspw. das Auflösen der so genannten Sprünge im Frühjahr, den Einstandskämpfen um die Reviere und dem Paarungsverhalten im Sommer, bei dem der Rehbock die Ricke in einer Art Lockflucht oft über Tage und Kilometer verfolgt – ohne auf Straßen Rücksicht zu nehmen.