Hannover 13.07. (dpa/lni) - Das Land Niedersachsen will das Füttern von Wölfen für schöne Fotos verhindern. Das Anlocken mit Futter solle unter Strafe gestellt und so unterbunden werden, sagte die Sprecherin des Umweltministeriums Lutta Cordes. «Wir wollen sicherstellen, dass der Wolf seine Scheu vor dem Menschen behält», sagte Cordes am Freitag in Hannover. Ein entsprechender Entwurf soll noch in diesem Jahr zur Abstimmung an andere Ressorts gehen.
Als konkreten Anlass bezeichnete das Ministerium die Tötung des Wolfes «Kurti», der 2016 als erster im staatlichen Auftrag getöteter Wolf traurige Berühmtheit erlangte. Die Behörden gehen davon aus, dass das Tier als Welpe durch Anfüttern an den Menschen gewöhnt wurde. Es gebe sehr regelmäßig Berichte über eine aktive Annäherung von Menschen, sagte Cordes am Freitag. Zuvor hatte die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» über ein mögliches Fütterverbot berichtet.
«Wenn wir wollen, dass der Wolf in Niedersachsen akzeptiert wird, ist es wichtig, die natürliche Distanz zwischen Mensch und Wolf aufrecht zu halten», sagte Cordes. Der Entwurf stehe zwar noch ganz am Anfang, fachlich halte sie eine solche Verordnung für eine gute Maßnahme, um handlungsfähig zu sein. Bislang könne man nur empfehlen, sich Wölfen nicht zu nähern. «Die Höhe des Bußgeldes muss auf jeden Fall so sein, dass es abschreckt und ein Anfüttern von Wölfen unterbindet», sagte Cordes. Sie betonte, dass es nicht um Schnappschüsse bei unverhofften Sichtungen gehe, sondern um die Kombination aus Anfüttern und Fotos.
Bilder von Wolfssichtungen werden vom Wolfsbüro sogar befürchtet und sollten der Sprecherin Bettina Dörr zufolge entweder dort oder bei der Landesjägerschaft gemeldet werden. Dörr betonte, dass die Gefahr, die von Wölfen für Menschen ausgeht, äußerst gering sei. «Seit der Rückkehr des Wolfs nach Deutschland hat es keinen nachgewiesenen Fall gegeben, bei dem ein Wolf einen Menschen verletzt oder angegriffen hat», sagte sie. Die Frage, warum das Interesse an Fotos vom Wolf gestiegen ist, lasse sich nur schwer beantworten. «Vielleicht ist es ein gesteigertes Interesse an dem Tier selbst, vielleicht auch der Mythos, der mit dem Wolf einhergeht», sagte Dörr.
Sanktionen für das Anfüttern Wölfen findet auch die Landesjägerschaft richtig. Auch wenn das Verhältnis der Tiere zum Menschen dort anders bewertet wird. «Der Wolf ist ein Wildtier, ein großer Beutegreifer dazu, der eben keine natürliche Scheu vor dem Menschen hat», sagte Jägerschaftssprecher Florian Rölfing. Dies hätten Behörden wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im vergangenen Jahr festgestellt.
Damit sollte seiner Meinung nach jedem klar sein, dass es sich von selbst verbietet, die Tiere anzufüttern oder anzulocken. «Wölfe die in der Folge von Anfütterungen die Nähe des Menschen aktiv suchen, sind ein nicht kalkulierbares Risiko», meint Rölfing.
Umweltminister Olaf Lies (SPD) hatte Anfang des Monats angekündigt, sein Team von Wolfsexperten zu vergrößern. Fünf neue Mitarbeiter kümmern sich demnach ausschließlich um Probleme mit dem Tier. «Gerade bei einem politisch und rechtlich so schwierigen Thema bedarf es einer klaren und sauberen Vorgehensweise», betonte Lies damals. Für Niedersachsen gelten laut Experten etwa 15 Wolfsrudel als gesichert. Pro Rudel muss mit rund sieben Tieren gerechnet werden.