In der Stadthalle von Gifhorn findet heute die Mitgliederversammlung der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. statt (LJN). Neben aktuellen jagdpolitischen Themen und den damit verbundenen Herausforderungen steht auch das Thema Wolf im Mittelpunkt.
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast betonte in ihrem Grußwort die Rolle der Landesjägerschaft Niedersachsen als wichtiger und verlässlicher Partner in Sachen Jagd, Natur- und Artenschutz. Zugleich dankte sie den Jägerinnen und Jägern für die beherzte Bejagung von Schwarzwild und Nutria in den vergangenen Jahren und ihr Engagement im Bereich der Biodiversität in der Kulturlandschaft: „Die Jägerinnen und Jäger in Niedersachsen leisten einen wichtigen und wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Dazu gehört die Jagd, dazu gehören die vielen verschiedenen Maßnahmen zur Biotopverbesserung, zur Umweltbildung oder Wildunfallprävention und dazu gehört ihre Bereitschaft, dies alles und vieles mehr freiwillig und ehrenamtlich zu tun“.
Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, versicherte der Ministerin die Landesjägerschaft werde hierin auch in Zukunft nicht nachlassen, äußerte aber auch seine Erwartungen an die Ressortchefin: „Die niedersächsischen Jäger erwarten dringend die angekündigte Überarbeitung der Jagd- und Schonzeiten aus dem Jahr 2014.“ Dies gelte auch und besonders bei den Gänsearten: „Spätestens im Herbst müssen hier wieder Regelungen gelten, die auf ideologisch motivierte Einschränkungen verzichten.“
Auch das Thema Wolf war Gegenstand der jagdpolitischen Ausführungen des LJN-Präsidenten. Von den politisch Verantwortlichen forderte er eine klare Positionierung und ein Konzept zum zukünftigen Umgang mit dem Wolf – die Akzeptanz in der Bevölkerung sinke, in dem Maße wie der Eindruck einer Handlungsunfähigkeit bestehe. Wichtig sei aber auch eine mit Bedacht gewählte Kommunikation. Jüngste Äußerungen aus dem Umweltministerium über mangelnde Unterstützung seitens der Jägerschaft in Bezug auf die Durchführung der Abschussgenehmigung des „Leitrüden“ GW717m des Rodewalder Rudels beispielsweise, hätten gleichermaßen für Verwunderung und Verärgerung gesorgt: „Um es klar zu sagen: Die Jäger waren und sind mit diesem Unterfangen nicht beauftragt sondern vom Umweltministerium eigens damit beauftragte Personen.
Die Unterstützung die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten geben können – Ortskenntnisse, Zugang in die Reviere und Nutzung von jagdlichen Infrastrukturen – haben wir von Beginn an angeboten“, so der LJN-Präsident. Der Austausch von Monitoringdaten erfolge ohnehin kontinuierlich und unmittelbar. Wolle man die Jäger darüber hinaus auch bei solchen Managementmaßnahmen beteiligen, müsse man vorher den entsprechenden Rechtsrahmen schaffen. Die Überstellung des Wolfes ins Jagdrecht allein, reiche hierfür allerdings nicht aus.
Für das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz hob Staatssekretär Frank Doods die gute Zusammenarbeit mit der Landesjägerschaft als anerkannte Naturschutzorganisation gerade auch beim Wolfsmonitoring hervor: „Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Entnahmegenehmigungen in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen machen aber deutlich, dass wir dringend prüfen müssen, wie die rechtlichen und praktischen Möglichkeiten zur rechtssicheren Umsetzung verbessert werden können. Dass der Wolf noch nicht entnommen werden konnte, liegt jedenfalls ganz bestimmt nicht an den niedersächsischen Jägern“.
Der Wolf ist auch Gegenstand des Hauptvortrages der Mitgliederversammlung: Der Sachverständige für Raubtierfragen der Regierung der Provinz Västerbotten in Schweden, Dr. Michael Schneider, referiert unter der Themenstellung „Wölfe in Schweden – Erfahrungen aus 20 Jahren Management von großen Beutegreifern“.
Ehrungen:
Aufrgrund ihrer besonderen Verdienste für Jagd und Jäger in Niedersachsen erhielten vier verdiente Persönlichkeiten das LJN-Verdienstabzeich in Gold:
Ralph Plessmann (u.a. Vorsitzender der Jägerschaft Uslar 2002 bis 2019)
Hans-Georg Kracht (u.a. Vorsitzender der Jägerschaft Duderstadt 2003 bis 2019)
Bernhard Martens (u.a. Vorsitzender der Jägerschaft Wesermarsch 2004 bis 2014, seither Kreisjägermeister)
Rainer Diekmann (u.a. Vorsitzder der Jägerschaft Cloppenburg 2005-2013, Stellv. Bezirksvorsitzender des Bezirks Oldenburg bis 2018)