Über 31.200 Wildunfälle, allein mit Reh-, Rot-, Dam- Schwarz- und Muffelwild, wurden im Zeitraum vom 1. April 2010 bis zum 31. März 2011 im Land Niedersachsen erfasst – jetzt im Herbst steigt die Gefahr nochmals deutlich an. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. und die VGH Versicherungen starten in Kooperation mit der Firma B.A.S. Verkehrstechnik AG einen landesweit angelegten Modellversuch zur Wildunfallprävention, dem im kommenden Jahr weitere Projekte folgen sollen. Unterstützung findet das Projekt zudem durch den ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt.
„Ich freue mich, dass sich eine Reihe starker Partner gefunden hat, die sich dem Thema Wildunfälle in Zukunft verstärkt annehmen wollen“, so Niedersachsen Verkehrsminister Jörg Bode, Schirmherr des Projekts, anlässlich der Inbetriebnahme der Wildwarnanlage, heute in der Nähe des Ortes Voitze.
In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Gifhorn und der örtlichen Jägerschaft, den Projektpartnern vor Ort, wurde ein Straßenabschnitt gewählt, bei dem es sich in der Vergangenheit immer um einen regionalen Wildunfallschwerpunkt handelte. Besonders für und durch Damwild besteht zurzeit verstärkt Wildunfallgefahr: Diese Wildart hat jetzt Hautpaarungszeit und ist aufgrund der damit verbundenen gesteigerten Aktivität, besonders häufig in Wildunfälle verwickelt. „Neben einem Rückgang der Wildunfälle erhoffen wir uns auch eine Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer“, so Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.
Auf dem Straßenabschnitt der B248 selbst stehen für den Zeitraum von vier Wochen im Abstand von etwa 2,5 Kilometern zwei elektronische LED-Warntafeln – je Fahrspur eine. Diese reagieren über einen Radar-Detektor: Nähert sich ein Fahrzeug mit einer bestimmten Geschwindigkeit, leuchten automatisch die Warnschilder auf. Durch die verwendete LED-Technik handelt es sich zudem um ein aktives Licht, das nicht angestrahlt werden muss um durch Reflektion seine Wirkung zu entfalten. Durch wechselnde Motive, die auf dem Display erscheinen sollen, wird zudem versucht, dem „Gewöhnungseffekt“ der Verkehrsteilnehmer entgegenzuwirken.
„Glücklicherweise enden die meisten Wildunfälle für die Fahrzeuginsassen meist mit einem Schrecken, neben dem Leid der Wildtiere geht der Sachschaden, für den die Versicherer jährlich aufkommen, aber in den zweistelligen Millionenbereich“, so Thomas Vorholt, Vorstandsmitglied der VGH Versicherungen.
Im Herbst kommt es traditionell zu einer Häufung von Wildunfällen: Ursache hierfür sind die sich ändernden Sicht- und Straßenverhältnisse und die größtenteils abgeernteten Flächen, die die Wildtiere zu vermehrter Aktivität und längeren Wegstrecken auf ihrer Suche nach geeigneten Futterplätzen zwingen. Besonders brisant ist die anstehende Zeitumstellung: Die Hauptverkehrszeit der morgendlichen Berufspendler verschiebt sich in die Dämmerung. Gerade zu dieser Zeit sind aber auch die Wildtiere besonders aktiv, da sie sich dann von ihren Einständen zur Nahrungssuche aufmachen.