Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) und der Anglerverband Niedersachsen e.V. (AVN) sind die beiden größten anerkannten Naturschutzverbände in Niedersachsen, die zugleich für die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen stehen. Gemeinsam vertreten sie die Interessen von über 145.000 Mitgliedern. Heute haben die beiden Landesverbände ihre Erwartungen an eine künftige Landesregierung formuliert:
„Entscheidungen für den Schutz der Natur und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen müssen anhand von wissensbasierten Fakten getroffen werden. Es wird Zeit, die fachliche Expertise von Jägern und Anglern in ihren Themenfeldern anzuerkennen und zu nutzen, und es muss Schluss sein mit einer Zwei-Klassen-Behandlung der anerkannten Naturschutzverbände“, so der Stellvertretende Präsident der Landesjägerschaft, Ernst-Dieter Meinecke und der Vizepräsident des Anglerverbandes, Heinz Pyka. Dies gelte sowohl im Hinblick auf Schutzgebietsverordnungen wie auch für Gesetzes- oder Verordnungsvorlagen. Beide betonten, dass ihre Verbände immer den Dialog gesucht haben und konstruktive Gespräche auch zukünftig begrüßen würden. In der jüngeren Vergangenheit habe ein solch konstruktiver Austausch leider nur selten stattgefunden:
„Die Landesjägerschaft ist die Interessensvertretung der Jägerinnen und Jäger in Niedersachsen“, so Meinecke. Gleichwohl hätten ihre fachlichen und wildbiologischen Anmerkungen und Argumente in originär jagdpolitschen Fragestellungen in der Vergangenheit kaum ausreichende Berücksichtigung gefunden. Als Beispiele nannte er die Novellierung der Jagdzeitenverordnung des Jahres 2014 sowie die Diskussionen um die ‚Kleine Novelle‘ des Niedersächsischen Jagdgesetzes – dies müsse sich zukünftig ändern: „Wir erwarten von einer künftigen Landesregierung, dass sie, so sie Änderungsbedarf in jagdlichen Bereichen sieht, diese zuvorderst mit denjenigen diskutiert, die unmittelbar betroffen sind und hier über fachliche Expertise verfügen – aus unserer Sicht eigentlich etwas Selbstverständliches“, so der Stellv. LJN-Präsident weiter.
Hier ruhten auch die Erwartungen der Jäger an eine künftige Landesregierung: ein deutliches Bekenntnis zum aktuellen niedersächsischen Jagdgesetz und der Verzicht auf Ökologisierungsbestrebungen aus rein ideologischen Gründen, eine konstruktive Überarbeitung der Jagdzeitenverordnung, die den tatsächlichen Anforderungen gerecht wird und auf kontraproduktive Einschränkungen der Jagdzeiten oder gar deren Aufhebung verzichte, sowie die Beachtung und Umsetzung des geltenden Grundsatzes, dass nicht die Jagdausübung begründet werden muss, sondern umgekehrt deren Einschränkung.
Die Kritik des Anglerverbandes an unbegründeten Angelverboten in Natura2000-Gebieten schließe sich daran an, so Heinz Pyka. Eine Bestätigung sehe er in der am 22.09.2017 verhängten Verordnung des Bundesumweltministeriums zu Einschränkungen der Freizeitfischerei in Natura2000-Gebieten der Allgemeinen Wirtschaftszone in der Ostsee. Nach monatelangen Debatten und massiven Protesten von Betroffenen, gegen das Veto des Bundeslandwirtschaftsministers und nach wie vor ohne fachlich nachvollziehbare Begründung, zerstöre die Verordnung von Ministerin Hendricks einen ganzen Tourismuszweig mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr allein an der schleswig-holsteinischen Küste. Für Niedersachsens Gewässer werde sein Verband ähnliche Verbotsszenarien auch weiterhin fachlich dezidiert kritisieren und hoffe auf Einsicht und Dialogbereitschaft bei den zuständigen Naturschutzbehörden.
Auf Unterstützung hoffe er seitens der Politik für eine Änderung des Fischereigesetzes: „Kinder sollten unter Aufsicht geeigneter Erwachsener überall angeln dürfen“, so Pyka. Sie machten beim Angeln zahlreiche positive Erfahrungen, die ihre Persönlichkeit und ihr Verantwortungsbewusstsein nachhaltig stärken. Deshalb sollte es ihnen ermöglicht werden, die Fischerprüfung bereits mit 12, anstatt mit derzeit erst 14 Jahren, ablegen zu dürfen.
Die beiden Landesverbände kritisierten zudem die seit einigen Jahren praktizierte institutionalisierte Förderung durch das Land Niedersachsen: Mit dem Landesbüro Naturschutz (LABÜN) gebe es eine GbR in Niedersachsen, die mit mehreren Hunderttausend Euro pro Jahr, komplett aus dem Landeshaushalt finanziert werde, ausschließlich aber die Interessen von vier offenbar willkürlich ausgewählten Naturschutzverbänden vertrete. Es sei nicht nachvollziehbar, wenn ein zuständiges Ministerium auf eine Anfrage dazu antworte, dass natürlich auch Jäger und Angler von diesem Büro profitieren könnten, wenn sie denn dafür bezahlten. Stärkere Berücksichtigung erwarten die beiden Landesverbände zukünftig auch bei der Betreuung von ökologischen Stationen: In der Vergangenheit seien auch hier zwei große Verbände nahezu ausschließlich in den Genuss von Landesmitteln für die Flächenbetreuung gekommen.
Jäger und Angler müssten sich im Hinblick auf Naturschutz und lebensraumverbessernde Maßnahmen hinter niemandem verstecken. Im Gegenteil: Über 800.000 Stunden für Naturschutz- und Umweltbildungsmaßnahmen leisten Jäger und Angler pro Jahr. Zudem verwiesen die beiden Landesverbände auf ihre vielfältigen Forschungsprojekte zum Wohle der Artenvielfalt - sei es im Bereich von lebensraumverbessernden Maßnahmen in der Kulturlandschaft oder von gewässerökologischen, im aquatischen Bereich. Die vielversprechenden Ergebnisse dieser Projekte müssten Eingang in Förderprogramme des Landes Niedersachsen finden.
Ausführlichere Positionen und Erwartungen der LJN finden Sie hier