In Niedersachsen leben durchschnittlich 11 Feldhasen pro Quadratkilometer – im Vergleich zu den vorherigen Jahren bleibt der Hasenbesatz in Niedersachsen damit stabil. Diese Zahlen aus der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) veröffentlichte die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) am heutigen Tage. Regional schwanken diese Besatzzahlen zum Teil nicht unerheblich: Reviere im Westen und Nordwesten des Landes sind traditionell Hochburgen für den Langohren. Hier gibt es Besätze von bis zu 80 Feldhasen pro Quadratkilometer. In den anderen Regionen Niedersachsens kommt Lepus europaeus, so der wissenschaftliche Name des Feldhasen, nach wie vor auch flächendeckend vor – allerdings mitunter in weit niedrigen Besatzzahlen.
„Entscheidend für den Feldhasen sind die Qualität des Lebensraums, die Witterung und der Einfluss der Fressfeinde. Ein tendenziell eher trockenes und wärmeres Frühjahr wie wir es aktuell erleben, schafft für die Hasen gute Ausgangsbedingungen. Bleibt der Frühling so, lässt sich für dieses Jahr auf eine positive Entwicklung der Besätze hoffen“, so Dr. Egbert Strauß, Wildbiologe der Landesjägerschaft Niedersachsen und Experte für den Feldhasen.
Ungünstige Witterungsverhältnisse hingegen – vor allem im Frühjahr – wie es z.B. im Jahr 2016 der Fall war, haben hingegen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Feldhasen: Es kann vermehrt zur Unterkühlung der Junghasen und somit zu erhöhter Sterblichkeit kommen. „Besonders ungünstig ist die Kombination von Kälte und Nässe: Junghasen werden auf dem offenem Feld in einer Erdmulde - der Sasse - geboren und verstecken sich in den ersten Wochen die meiste Zeit auf den Feldern oder an den Feldrainen zum Schutz vor Fressfeinden. Beständiger Regen durchnässt das Fell, es isoliert nicht mehr richtig und bei niedrigen Temperaturen sterben viele Jungtiere“, so der Wildbiologe weiter.
Neben der Witterung reagieren die Langohren auch sensibel auf Veränderungen in der Kulturlandschaft. Der Feldhase benötigt strukturreiche Lebensräume mit Hecken, Saumstrukturen und Brachflächen, da er hier optimale Äsung und Deckung findet. Die Jägerinnen und Jäger in Niedersachsen arbeiten durch verschiedene lebensraumverbessernde Maßnahmen dem langjährigen Verlust solcher Biotope entgegen. Das Anlegen und der Erhalt kräuterreicher Randstreifen, Arten- und strukturreiche Felder und Wiesen sind einige Beispiele für dieses Engagement, das nicht nur Meister Lampe sondern auch vielen anderen Arten der Feldflur zu Gute kommt.
Hinzu kommt eine intensive Bejagung der Fressfeinde: Einschränkungen der Bejagung von Beutegreifern, z.B. des Fuchses, in Bezug auf Jagdzeiten oder Jagdmethoden in Erwägung zu ziehen ist absolut kontraproduktiv. Wird beispielsweise die Fang- oder Baujagd in Frage gestellt, sind die Konsequenzen nicht nur für den Feldhasen, sondern auch für viele andere Wildarten und insbesondere für viele bedrohte Bodenbrüter fatal.
Seit über 25 Jahren werden im Rahmen der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) unter wissenschaftlicher Begleitung des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung kontinuierlich verschiedene Wildtierarten von den Jägerinnen und Jägern in Niedersachsen erfasst. Über Zählungen und Bestandseinschätzungen werden so Jahr für Jahr fundierte Daten zur Populationsentwicklungen nicht nur des Feldhasen, sondern vieler andere heimischer Wildarten gesammelt. Die WTE ist Vorbild für viele andere Wildtiererfassungsprogramme geworden – unter anderem das Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands (WILD).
Weitere Informationen zum Feldhasen und zur Wildtiererfassung in Niedersachsen (WTE) finden Sie auf www.wildtiermanagement.com