Das Jahr 2019 war ein gutes Jahr für den Feldhasen. Trockenheit und Wärme haben dem Feldhasenbesatz in Niedersachsen gut getan: Durchschnittlich 12 Feldhasen leben hier pro Quadratkilometer. Diesen Wert aus der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) veröffentlichte die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) am heutigen Tage. Mit Blick auf die Besatzsituation der vergangenen Jahre bedeutet dies eine leichte Zunahme.
Bei regionalen Schwankungen lässt sich der positive Trend auch anhand der so genannten Nettozuwachsrate ableiten: Dies ist die Differenz zwischen den jährlichen Frühjahrs- und Herbsterfassungen. Auf das Land Niedersachsen berechnet, lag dieser Wert im Jahr 2019 bei einem Plus von fast 26 Prozent. Besonders in den klassischen „Hasenhochburgen“ des Landes, also im Norden und Nordwesten, konnte Meister Lampe profitieren: Bis zu 75 Feldhasen pro Quadratkilometer wurden hier erfasst – in den eher waldreichen Gebieten im Süden Niedersachsens sind die Besatzzahlen dagegen deutlich geringer.
Nach dem zurückliegenden milden Winter stehen die Chancen gut, dass sich die Feldhasenbesätze auch im Jahr 2020 weiter positiv entwickeln – ein Faktor: ein trockenes Frühjahr, denn nasskaltes Wetter zu dieser Jahreszeit, setzt den Junghasen erheblich zu. Günstige Witterungsverhältnisse allein reichen allerdings nicht aus – auch die Qualität der Lebensräume muss stimmen: Aktuell bietet sich gerade hier die Möglichkeit, die Biotopqualität für die Zukunft dauerhaft und nachhaltig zu verbessern: Im Zuge der Fortschreibung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik können die politischen Rahmenbedingungen für eine wildtierfreundliche Landwirtschaft geschaffen werden. Die Förderung von Blühstreifen oder anderer strukturgebender Landschaftselemente mit nahrhaften Wildkräutern und Gräsern sowie ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und die Entbürokratisierung von Antragsverfahren für die Landwirte und Flächenbewirtschafter kommen nicht nur dem Hasen, sondern vielen anderen freilebenden Arten der Feldflur zugute – von der Feldlerche bis zu den Insekten.
Gefährlich werden können dem Feldhasen hingegen verschiedene Krankheitserreger – insbesondere bei schlechter Witterung und Nahrungsmangel. Auch Fressfeinde haben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Hasenpopulation. Um die Besätze der Feldhasen, aber auch anderer, insbesondere bodenbrütender Arten wie Kiebitz, Feldlerche oder Rebhuhn zu stützen, ist zudem ist eine intensive Bejagung von Prädatoren wie Fuchs und Marder aber zunehmend auch gebietsfremder Arten wie Waschbär und Marderhund und anderer Fressfeinde wichtig. Dazu ist auch die Fangjagd unerlässlich – wichtig, im Sinne des Artenschutzes, ist ein klares politisches Bekenntnis pro Fangjagd.
Die Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE)
Seit dem Jahr 1991 führt die Landesjägerschaft Niedersachsen gemeinsam mit dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im Rahmen der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) wissenschaftlichen Standards entsprechende Scheinwerferzählungen durch. Die so ermittelten Werte bilden die valide Datengrundlage für die Besatzzahlen des Feldhasen. Über Zählungen und Bestandseinschätzungen werden im Rahmen der WTE Jahr für Jahr neben dem Feldhasen auch kontinuierlich verschiedene Wildtierarten von den Jägerinnen und Jägern in Niedersachsen erfasst. So entstehen flächendeckend langjährige und fundierte Daten und Zahlenreihen die die Populationsentwicklungen nicht nur des Feldhasen, sondern vieler andere heimischer Wildarten wiedergeben. Die WTE ist damit Vorbild für viele andere Wildtiererfassungsprogramme geworden – unter anderem das Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands (WILD).