Heimische Pflanzenfresser wie Reh und Hirsch sind keine Sündenböcke für fehlende Mischwälder in Deutschland. Darauf macht der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) anlässlich des Wald-Wild-Forums aufmerksam, das heute in Göttingen stattfindet. „Der Wald von heute ist das Ergebnis einer hundert Jahre andauernden Forstpolitik, die auf schnelle Holzproduktion ausgerichtet ist. Der Waldumbau mit der Büchse greift viel zu kurz“, betonte Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen und im DJV-Präsidium verantwortlich für Waldbau. Das Waldbild vor Ort müsse genau analysiert werden, um dann gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen zu finden, sagte Dammann-Tamke kurz vor der Veranstaltung. Wie das gehen kann, zeigt die Niedersächsische Erklärung zum „Wald-Wild-Konflikt“, die von insgesamt zehn Institutionen aus Politik, Jagd, Grundbesitz und Forst am runden Tisch erarbeitet wurde.
Ein gemeinsames Positionspapier des DJV mit dem Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) unter Moderation des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist auf Bundesebene vertagt worden, weil der Diskussionsprozess im DFWR noch nicht abgeschlossen ist. Die Bundesvertretung der Jäger hatte im Präsidium bereits dem Kompromiss zugestimmt, „Schalenwildbestände auf ein Maß zu regulieren, das eine natürliche Verjüngung aller etablierten standortgerechten Baumarten unter Berücksichtigung der Eigentümerzielsetzung und zukünftig ein gesichertes Heranwachsen der Wälder ohne Schutzmaßnahmen zulässt.
„Es wäre Augenwischerei zu behaupten, der Aufbau strukturreicher, stabiler Mischwälder wäre bundesweit ohne Aufwand möglich, wenn man nur die Pflanzenfresser reduziert“, so Dammann-Tamke. Im Thüringer Wald beispielsweise dominiert die Fichte teilweise mit über 90 Prozent. Ohne Zäunung, Pflanzung von Laubbäumen und Verbiss-Schutz gebe es keinen Waldumbau. Es sei denn, den Rehen und Hirschen werde erklärt, der Wald sei künftig eine komplett wildfreie Zone. Hoher Freizeitdruck und Zersiedelung seien ebenfalls wichtige Faktoren, die zu Wildschäden führen können. Deshalb brauche es regionale Lösungen.
Private Jäger sind unerlässliche Partner, wenn es um die Regulierung von Schalenwild, also Rehen, Rothirschen oder Damhirschen, geht. In niedersächsischen Landesforsten erlegen private Jäger beispielsweise 75 Prozent der Pflanzenfresser. Ohne sie müsste jeder Revierförster in Niedersachsen jährlich über 100 Stück Schalenwild erlegen. Bundesweit erlegten die größtenteils privaten Jäger im vergangenen Jagdjahr 1,14 Millionen Stück Rehwild und knapp 600.000 Stück Schwarzwild. Umgerechnet auf die notwendige Arbeitszeit von staatlich angestellten Berufsjägern oder Forstwirten entspricht dies einer monetären Wertschöpfung von 288 Millionen Euro – ein unerlässlicher Beitrag, um Schäden in Feld und Wald zu vermeiden sowie Wildseuchen zu verhindern.
Der DJV fordert alle Beteiligten auf Bundesebene auf, gemeinsam mit den Jägern pragmatische und lösungsorientierte Projekte zu initialisieren und umzusetzen. Diese können im Ergebnis zu gemeinsamen Handlungsempfehlungen gleichermaßen für die forstbetriebliche wie für die jagdliche Praxis führen.
Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie auf der Internetseite des Deutschen Jagdschutzverbandes www.jagdnetz.de.
Quelle: Deutscher Jagdschutzverband e.V.