Das Birkwild war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine Charakterart der norddeutschen Moore und Heiden. Heute verfügt Niedersachsen mit einer Restpopulation von nur noch 130 Birkhühnern im Großraum der Lüneburger Heide über eines der letzten autochthonen Vorkommen in Mitteleuropa. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) fordert alle Beteiligten auf, mehr Anstrengungen zum Schutz und Erhalt dieser Leitart der Lüneburger Heide zu unternehmen.
Das niedersächsische Vorkommen selbst ist aktuell in fünf größere Teilpopulation zersplittert. Es verteilt sich in erster Linie auf Areale im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, dem Testgelände der Firma Rheinmetall und den großen Truppenübungsplätzen Munster und Bergen. Neben einem bedeutenden Vorkommen in den bayerischen Alpen, repräsentiert die norddeutsche Flachlandpopulation nach Expertenschätzungen etwa 20 Prozent des deutschen Gesamtbestandes der Birkhühner: „Damit wird die Verantwortung Niedersachsens für den Bestands- und Arealerhalt der Art deutlich. Für das bundesweite Vorkommen kommt dem Birkwild in Niedersachsen eine besondere Bedeutung zu“, so Dr. Egbert Strauß, Wildbiologe der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. und Birkhuhnexperte.
Nach einer zwischenzeitlichen Erholung der Bestände in Niedersachsen auf 260 Birkhühner bis zum Jahr 2011 gingen Experten von guten Chancen des langfristigen Erhalts der niedersächsischen Population aus. Nach dem erneuten Zusammenbruch des Vorkommens bis zum Jahr 2019 auf nur noch 130 Tiere, ist ein mögliches Auslöschen dieser Population allerdings wahrscheinlich.
Die Landesjägerschaft Niedersachsen erwartet daher vom Land Niedersachsen seine Anstrengungen zum Schutz und Erhalt des niedersächsischen Birkwildes zu intensivieren. Auch die Landkreise, in denen das niedersächsische Birkwildvorkommen liegt, sind gefordert: Die Zusammenarbeit muss intensiviert werden und Verfahrensabläufe flexibilisiert werden. Die Umsetzung von Maßnahmen, sei es wissenschaftliche Begleitforschung, praktische Habitatverbesserung oder die Bejagung der Beutegreifer darf nicht an Kreisgrenzen enden. Insbesondere gilt es die Abstimmung von Maßnahmen durch die zuständigen Behörden zu vereinfachen und zu beschleunigen – auch hier könnte das Land koordinierend wirken.
Das Birkwild ist wie der Wolf eine FFH-Art und genießt denselben Schutzstatus. Das Land Niedersachsen hat gegenüber EU und Deutschland die Verpflichtung, Lebensräume und Population der Birkhühner zu erhalten und Maßnahmen die Überleben und Vermehrung im Verbreitungsgebiet sicherstellen zu treffen. „Essentiell sind jetzt kurzfristige Maßnahmen, die einen weiteren Rückgang verhindern helfen. Bleiben dieses aus, wird es diese faszinierende Tierart schwer haben“, so Strauß abschließend.
Die Landesjägerschaft Niedersachsen fördert und finanziert seit über 40 Jahren verschiedene Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Birkhuhnpopulation. Viele von diesen, wie etwa das Forschungsprojekt des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) zum Birkhuhn oder das Artenschutzprojekt zum Birkhuhn des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) werden aus Jagdabgabemitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Angesichts der anhaltend negativen Bestandsentwicklungen wird aber deutlich, dass auch andere Akteure ihr Engagement weiter intensivieren müssen, um den Erhalt dieser faszinierenden Tierart sicherzustellen.