Kitzrettung heute, im Zeitalter modernster DrohnentechnikIn Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 100.000 Kitze durch den Einsatz von Mäh-maschinen. Jäger und Landwirte arbeiten bei der ersten Heuernte seit Jahren zusammen, umKitze vor dem sicheren Tod zu retten. Flächen werden vor der ersten Mahd nach Kitzen abgesucht. Gefundene Kitze werden in Kartons und Körben geborgen, dann in Sicherheit gebracht. Nach der Mahd werden die Kitze möglichst nahe der Fundstelle im hohen Gras in den Randstreifen wieder abgelegt.
Dazu muss man wissen, dass Kitze von den Ricken bevorzugt im hohen Gras abgelegt werden. Dort bleiben sie zusammengekauert und regungslos liegen. Der Fluchtinstinkt ist beiihnen noch nicht ausgebildet. Beim Einsatz von Mähmaschinen haben die Kitze keine Chancezum Überleben. Sie werden, wenn nicht vorher entdeckt, übermäht. Was zur Folge hat, dass Teile des Heus durch das Toxin Botulinum kontaminiert werden. Als Futtermittel eingesetzt, kann das für Kühe tödlich sein.
Das Absuchen der Wiesenflächen vor der Mahd mit Jagdhunden ist sehr zeitaufwendig und personalintensiv. Aufgrund der großen Flächen in den Revieren, ist diese Arbeit kaum noch zu leisten. Der zusätzliche Einsatz von akustischen Wildwarnern, vorn an den Mähwerken angebracht, unterstützt das Bestreben der Landwirte und Jäger alle Tiere auf den Wiesen vordem sicheren Tod zu schützen. Der Einsatz hilft, ist aber nur bedingt erfolgversprechend.
Umso mehr hilft heute der zunehmende Einsatz von Drohnen bei der Kitzrettung. Seit mehr als drei Jahren haben sich Jäger und Landwirte mit dem Thema intensiv beschäftigt und mittlerweile Drohnen entweder gemeinsam oder über die Jagdgenossenschaften angeschafft. Das Ergebnis des Einsatzes der modernen Technik ist sensationell: In weniger alsfünf bis sieben Minuten kann eine professionelle Drohne ca. 10.000 qm absuchen und Kitze über die integrierte Wärmebildkamera registrieren. Der Pilot der Drohne gibt beim Fund ganz konkrete, GPS-gestützte Daten an die Suchtrupps vor Ort weiter, die dann gezielt und schnell die Fundorte finden.
Die Bergung erfolgt fachmännisch, sodass kein menschlicher Geruch auf das Kitz übertragen wird. Das wiederum würde dazu führen, dass das Muttertier das Kitz nicht mehr annehmen würde.
Die Drohnentechnik mit hochauflösenden Wärmebildkameras ist allerdings kostspielig und kann nur von erfahrenen Piloten ausgeführt werden. Deshalb gibt es mittlerweile Spezia-listen in der Landwirtschaft und unter den Jägern, die die Kitzrettung im Auftrag durch-führen. Eine frühzeitige Abstimmung der geplanten Suchen ist allerdings unabdingbar.
Im Ammerland gibt es mittlerweile mehr als zehn Spezialisten, die in der Zeit der ersten Mahd frühmorgens und bis tief in den Abend in vollen Einsatz sind, eben dann, wenn die kühleren Temperaturen saubere und klare Aufnahmen der Kitze zulassen.
„Wir sind froh, so Kreisjägermeisterin Talke Ruthenberg, dass wir mit dieser Drohnentechnik mindestens doppelt, wenn nicht dreimal so viele Kitze vor dem sicheren Tod retten können.“