Das Hochwasser an der Weser und ihren Nebengewässern geht zurück, auch wenn mancherorts noch erhöhte Wasserstände herrschen. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass intakte Deiche und Uferbefestigungen den Hochwasserschutz an Weser, Ochtum, Delme und Hache gewährleisten müssen. Unterstützt wird dies durch die intensive Bejagung der Nutria.
Die vorwiegend nacht- und dämmerungsaktiven Nager stammen aus Südamerika und haben sich seit Beginn des 20. Jahrhundert in großen Teilen Mitteleuropas ausgebreitet. Die umgangssprachlich auch als "Biberratte" oder "Sumpfbiber" bezeichneten Nutria bewohnen in selbstgegrabenen Röhren die Uferbereiche der Gewässer. Fraßschäden am Uferbewuchs und die Hohlräume der Wohnröhren führen zunehmend zur Instabilität der Ufer. Jungtiere werden bereits im Alter von 5 Monaten geschlechtsreif und tragen schon im ersten Lebensjahr mit 2 bis 3 Würfen zu je 6 bis 8 Nachkommen zur hohen Vermehrungsrate bei. Starker und langer Frost ist für die wärmeliebenden Südamerikaner lebensbedrohlich, in unseren Breiten aber schon seit vielen Jahren kein begrenzender Faktor der Bestandsentwicklung. Die Auswirkungen auf die heimische Fauna sind durch die Konkurrenz um Lebensraum erheblich. Fressfeinde gibt es praktisch keine, lediglich Jungtiere werden gelegentlich von Greifvögeln erbeutet. Nutria sind sehr gute Schwimmer und verbringen den Großteil ihres Lebens im oder direkt am Wasser. Dort sind sie für Fuchs & Co meist unerreichbar. Zudem sind die bis zu 12kg schweren Nutria extrem wehrhaft und stellen selbst für ausgebildete Jagdhunde eine ernstzunehmende Gefahr dar. Für Hundebesitzer gilt: Vorsicht, Nutria können freilaufenden Hunden gefährlich werden. Es gibt Berichte über tödliche Bissverletzungen an der Halsschlagader. Zuletzt wurde am 21.02. ein Hund im Landkreis Soest durch Nutria getötet.
Die Nutria ist in die "Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung" die für die Europäische Union aufgenommen worden, was die weitere Einfuhr und Zucht verbietet. Zudem unterliegt die Nutria dem Jagdrecht und anfänglich vorgesehene Schonzeiten wurden aufgrund der Dringlichkeit des Hochwasserschutzes in Niedersachsen wieder aufgehoben. Das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat bereits Ende 2018 mit einem Erlass Maßnahmen zur Eindämmung der Nutriapopulation angeordnet.
Im Einzugsbereich der Jägerschaft Syke ist die Nutriastrecke in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2005 wurde lediglich 1 Nutria erlegt, im Jagdjahr 2022/23 bereits 525 Exemplare. Die Strecke im Jagdjahr 2023/24 beträgt mindestens 748 Nutria. Die Vollständige Auswertung des auslaufenden Jagdjahres ist noch nicht abgeschlossen.
Ein wesentlicher Anteil der Strecke wird inzwischen durch die Fallenjagd beigetragen. Die ist zum einen sehr effektiv und zum anderen auch in dichter besiedelten Gebieten möglich. Zudem ist die Fallenjagd störungsarm für andere Wildarten durchführbar. Zur Bejagung der Nutria kommen ausschließlich Lebendfallen zum Einsatz. Diese sind mit elektronischen Meldern ausgestattet, die bei Auslösung der Falle den zuständigen Jäger verzögerungsfrei informieren. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen unterstützt die ehrenamtlichen Jäger bei der Nutriabejagung, indem sie geeignete Fallen und Melder zur Verfügung stellt. Diese Mittel sind allerdings begrenzt, der überwiegende Teil der Fallen wird von den jeweiligen Revieren auf eigene Kosten beschafft und betrieben. Leider werden regelmäßig Fallen durch "Tierfreunde" zerstört, die sich offenbar wenig Gedanken über den Sinn dieser Einrichtungen und Auswirkung auf den Hochwasserschutz machen. Dessen Instandhaltung ist von gesellschaftlichem Interesse und ohnehin sehr kostenintensiv.
Die Jägerschaft versteht sich - trotz aller Dringlichkeit bei der Bejagung der Nutria zum Hochwasserschutz - nicht als Schädlingsbekämpfer. Die Einhaltung von jagdethischen Grundsätzen ist für unsere Mitglieder höchstes Gebot. Dazu gehört, dass erlegtes Wild möglichst sinnvoll verwertet wird. Nutria ist ein mineralreiches, hochwertiges Lebensmittel mit wenig und leicht verdaulichem Fett, praktisch cholesterinfrei. Unsere niederländischen Nachbarn bezeichnen Nutria als "Waterkanin", also Wasserkaninchen, und schätzen das Fleisch sehr. Möglicherweise hängt es mit ihrer historisch bedingten Affinität zu Südamerika zusammen, dass dort weniger Vorbehalte gegenüber dem Verzehr der "Biberratten" bestehen. Unsere Jäger behandeln das Wildbret der Nutria mit der gleichen Sorgfalt wie das von Reh und Wildschwein, so dass dem sicheren Genuss nichts im Wege steht.
Jäger, Landwirte und Imker setzen sich gemeinsam für die Arten der freien Flur ein. Ein Blühstreifen-Projekt der Jägerschaft Syke.
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