(Berlin, 12. Januar 2018) 589.417 Wildschweine haben die Jäger in Deutschland im Jagdjahr 2016/17 (1. April bis 31. März) erlegt oder verendet aufgefunden (4 Prozent). Das ist der vierthöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1930er Jahren. Im Vergleich zur Jagdsaison 1976/77 beträgt die Steigerung knapp 350 Prozent für Gesamtdeutschland. Diese Zahlen hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute veröffentlicht und betont die Notwendigkeit der Wildschwein-Jagd. Mit den kontinuierlich steigenden Abschusszahlen hat die Jägerschaft in den vergangenen Jahrzehnten anwachsende Wildschweinbestände zwar reduziert. In Hinblick auf die drohende Afrikanische Schweinepest (ASP) appelliert der DJV an Jäger, die Wildschweinjagd noch zu intensivieren. Besonders weibliche Tiere, jünger als zwei Jahre, müssen verstärkt erlegt werden - sie tragen mit über 80 Prozent zur Fortpflanzung bei. "Noch ist das Virus nicht in Deutschland, doch je weniger Wildschweine pro Fläche leben, desto geringer ist im Ernstfall zumindest über Wildtiere die Ausbreitungsgefahr", sagte Dr. Wolfgang Bethe, Veterinär und DJV-Präsidiumsmitglied. Allerdings sei erwiesen, dass der Mensch und nicht Wildtiere das Virus über große Distanzen verbreite, etwa über den Transitverkehr. Ein achtlos weggeworfenes Brot mit verseuchter Wurst reiche, um die Afrikanische Schweinepest einzuschleppen, so Dr. Bethe weiter. Deshalb sollte die Aufklärungsarbeit von Behörden in der Öffentlichkeit intensiviert werden.
Laut DJV muss der Fokus in Deutschland derzeit auf Maßnahmen der Früherkennung liegen. Nur so gibt es eine Chance, die Seuche im Ernstfall schnell und effektiv einzudämmen. Symptome der für den Menschen ungefährlichen ASP sind bei Wildschweinen beispielsweise Nasen- und Hautblutungen, geringe Fluchtbereitschaft und Bewegungsstörungen. Bei toten Tieren lassen sich oftmals punktförmige Blutungen in den Organen nachweisen, Lunge und Atemwege sind häufig mit Schaum gefüllt. Der DJV bittet insbesondere Jäger und Landwirte darum, verdächtige Kadaver an Ort und Stelle zu belassen und umgehend den zuständigen Amtstierarzt zu informieren. Ein Transport ist nur in dichten Spezialbehältnissen sicher. Das Virus kann selbst im Schlamm am Kotflügel lange Zeit überleben und verschleppt werden.
Nach Angaben von Wissenschaftlern könnten Wildschweine ohne das Eingreifen von Jägern ihren Bestand aufgrund der guten Nahrungsbedingungen und der milden Winter jährlich mehr als verdreifachen. Hauptursache des europaweiten Siegeszuges des Wildschweines sehen Wissenschaftler im Klimawandel. Wildschweine erreichen die Geschlechtsreife inzwischen ab einem Gewicht von etwa 30 Kilogramm. Frischlinge, also Tiere, die jünger sind als ein Jahr, bringen knapp die Hälfte des gesamten Nachwuchses zur Welt. Bachen im Alter zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr tragen mit etwa einem Drittel zum Zuwachs bei.
Gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, hat der DJV Empfehlungen zum Umgang mit der ASP erarbeitet, die sich in drei Kernthemen gliedern: Früherkennung, Übersicht der möglichen Maßnahmen im Seuchenfall sowie deren örtliche und zeitliche Anwendung anhand von konkreten Fallbeispielen.
Weitere Infos zur Afrikanischen Schweinepest
Bei europäischem Schwarzwild führt die Infektion zu sehr schweren, aber unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen. Durchfall und Blutungsneigung (Nasenbluten, blutiger Durchfall, Hautblutungen) können ebenfalls auftreten. Erkrankte Tiere zeigen mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft („Liegenbleiben in der Suhle“) oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientiertheit. Die Erkrankung betrifft alle Altersklassen und Geschlechter gleichermaßen und führt in nahezu allen Fällen zum Tod des Tieres etwa innerhalb einer Woche.
Ein Impfstoff gegen die ASP ist auf absehbare Zeit nicht verfügbar. Daher können ausschließlich hygienische Maßnahmen und die Reduktion der Wildschweinbestände zur Vorbeugung und Bekämpfung der unheilbaren Tierseuche eingesetzt werden. ASP befällt Haus- und Wildschweine gleichermaßen.