Am 5. November fand wieder die Hubertusmesse in der Klosterkirche Riddagshausen statt. Seit dem Mittelalter wird der Brauch gepflegt, die Kirchen am Hubertustag zu schmücken und mit Jagdhörnern im Rahmen eines Gottesdienstes die festliche Messe zu blasen. Der Hubertustag ist am 3. November, die Jägerschaft Braunschweig feiert die Hubertusmesse traditionell am drauffolgenden Sonntag. Und das schon seit 1976, da wurde die erste Hubertusmesse im Braunschweiger Dom vom Bläsercorps der Jägerschaft Braunschweig geblasen. Es war in diesem Jahr die 46te Hubertusmesse, im Coronajahr 2020 musste die Messe leider ausfallen.
„Achtet die Mitgeschöpfe und geht sorgsam mit den Gütern dieser Erde um“, das ist vereinfacht gesagt die Botschaft der Hubertuslegende, berichte der Vorsitzende der Jägerschaft Hennig Brandes. Nach der Legende aus dem 8. Jahrhundert war Hubertus ein skrupelloser Geselle, der exzessiv der Jagd frönte, bis ihm eines Tages ein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz im Geweih erschien. Aus Hubertus, dem Jäger ohne Grenzen, wurde fortan ein Heger und Bewahrer der Natur.
Die Botschaft der Legende sei nach wie vor aktuell, so Brandes. Sie mahne die Jäger, verantwortungsvoll mit der Natur umzugehen und die Wildbestände nach dem Grundsatz der Nachhaltigkeit zu nutzen. Brandes sprach in seinem Grußwort auch davon, dass Umweltschutz und besonders der Klimaschutz aktuell nicht nur intensiv diskutiert würden, sondern es auch Proteste gebe, die an Schärfe zugenommen hätten. Einige Jagdgegner, die im Rahmen einer angemeldeten Kundgebung vor der Kirche standen, machten von ihrem Recht Gebrauch, sich kritisch zur Jagd zu äußern. Würden Wildarten wie zum Beispiel Rehe oder Wildschweine nicht bejagt, erläuterte Jägerschaftsvorsitzender Brandes, so würde der jährliche Zuwachs zu vermehrten Wildschäden führen und überhöhte Wildbestände würden noch mehr Verkehrsunfälle verursachen. Auch so würden noch über hundert Rehe im Jahr und zahlreiche Wildschweine im Stadtgebiet überfahren. Darüber hinaus helfe die Jägerschaft auch seltenen Wildarten wie Fischottern, Wildkatzen, Luchsen oder Birkhühnern mit gezielten Schutzprogrammen. Diese Tiere sind ganzjährig geschont und dürfen nach deutschem Recht nicht bejagt werden. Und schließlich gebe es immer mehr so genannte „gebietsfremde Arten“, wie zum Beispiel den Waschbären, die Nutria und den Marderhund, die negative Einflüsse auf heimische Arten hätten und Krankheiten verbreiteten. Deren Ausbreitung sollen die Jäger nach den geltenden rechtlichen Bestimmungen entgegenwirken. Schlussendlich sei Wildfleisch ein gesundes Lebensmittel und Jagd neben dem Sammeln von Nahrung die älteste Art der Nutzung der Natur. Die 300.000 Jahre alten Schöninger Speere seien ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass lange bevor Menschen sesshaft wurden und sich die Landwirtschaft entwickelt habe die Steinzeitmenschen vom Sammeln und Jagen gelebt hätten. Heute sei die zivilisierte moderne Welt natürlich eine völlig andere. Heute lebten die Menschen aus dem Supermarkt oder – wer es möchte – aus dem Reformhaus und dem Bioladen. Umso mehr sei es erfreulich und das sollten die Jagdkritiker respektieren, dass es heute immer mehr Menschen gebe, die den Jagdschein machten und Jäger werden. 1990 waren es noch 300.000, heute gebe es 400.000 Jäger in Deutschland. Die Motivation sei dabei, sein Wildbret selbst zu erlegen und gesundes Fleisch aus der Natur auf den Tisch zu bringen. Die Akzeptanz der Jagd in Braunschweig sei sehr hoch, was man vielleicht in einer Stadtbevölkerung gar nicht erwarten würde.
Im kommenden Jahr wird die Hubertusmesse am 5. November 2023 um 17 Uhr stattfinden.