Mir der Drohne gegen den Mähtod (aus: Harz Kurier 16.06.2021)

Für manche Wildtiere ist es eine gefährliche Zeit, wenn die Landwirte die Mahd einleiten. Verluste entstehen in erster Linie beim Mähen von Grünflächen, da diese vielen wildlebenden Tieren als Rückzugsraum und Schutz dienen. Es ist eine verkannte Gefahr für die Natur und nicht zuletzt die Artenvielfalt. Im schlimmsten Falle gefährden wir mit verseuchtem Futter sogar noch unsere eigenen Nutztiere.

Dorste Für manche Wildtiere ist es eine gefährliche Zeit, wenn die Landwirte die Mahd einleiten. Verluste entstehen in erster Linie beim Mähen von Grünflächen, da diese vielen wildlebenden Tieren als Rückzugsraum und Schutz dienen. Es ist eine verkannte Gefahr für die Natur und nicht zuletzt die Artenvielfalt. Im schlimmsten Falle gefährden wir mit verseuchtem Futter sogar noch unsere eigenen Nutztiere.

Hochrechnung gehen von vier getöteten Kitzen auf 100 Hektar Grünland aus. Somit kommt man nach dieser Berechnung auf 92.000 Kitze, die vom Mähtod auf rund 2,3 Millionen Hektar Fläche betroffen sind. Die Flächengröße ergibt sich aus dem bewirtschafteten Dauergrünland in Deutschland zuzüglich der für den Grünfutteranbau genutzten Ackerflächen. Doch es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, die helfen, Wildtiere bei der Mahd zu schützen.

Vor dem Abmähen überfliegen

Aus Hannover extra angereist, überreichte kürzlich Prof. Dr. Klaus Weber am Flurstück „Auf dem Sonnenberge“ eine Drohne an die Dorster Jägerschaft. Ebenfalls anwesend waren Vertreter aus Forst- und Landwirtschaft. Denn auch die Landwirte werden sie zur Aufspürung von Wildtieren nutzen.

Zukünftig wird es möglich sein, landwirtschaftlich genutzte Wiesen vor dem Abmähen zu überfliegen. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich beispielsweise Rehkitze oder Junghasen gern im hohen Grün verstecken. Werden sie durch die Drohne frühzeitig entdeckt, können die Tiere in Sicherheit gebracht und somit gerettet werden.

Herzensangelegenheit

Damit das gelingt, kann das Fluggerät mit einer Wärmekamera ausgestattet werden und aus maximal etwa 120 Metern Höhe beobachten, wo genau gegebenenfalls Tiere liegen. Für Weber - einst vor gut 90 Jahren in Dorste geboren und jahrelang dort zuhause gewesen - eine Herzensangelegenheit und ein Bedürfnis, seine Zuneigung zur alten Heimat sowie zum Naturschutz zu unterstreichen.

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges pachtete Prof. Weber in den 1950er Jahren in der Dorster Feldmark ein Revier. Immer schon mit der Jagd und dem Tierschutzgedanken verbunden, setzte er sich auch für Biotop-Verbesserungen ein. Sein Berufsleben in leitender Position beim TÜV Hannover brachte zudem eine Affinität und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen technischen Möglichkeiten mit sich, wie zum Beispiel im Bereich der Tierrettung mittels Drohe: „Ich will mit meinem Geschenk etwas Gutes für den Tierschutz tun und für die Dorster Jäger“, erklärte Prof. Weber in seiner Ansprache zu seinen Beweggründen. Er habe gerne gespendet und sei auch bereit für Hilfestellungen und weiterer Unterstützung, zum Beispiel bei der Ersatzteilbeschaffung und Wartungsarbeiten.

Beim Mähen des Grünlands besteht besonders beim ersten Schnitt das Risiko, dass Wildtiere vermäht werden. Vor allem Kitze sind gefährdet, da sie in den ersten Tagen reglos im Gras sitzen.

Tierschutzrechtlich Pflicht

Wildunfälle bei der Mahd ereignen sich regelmäßig. Vorsorgemaßnahmen können das Risiko aber minimieren und sind tierschutzrechtlich Pflicht. Effektive Wildtierrettung beginnt bereits vor der Mahd. Entscheidend ist dabei, die anstehenden Grünschnitt-Termine rechtzeitig mit dem Jagdpächter abzustimmen, der die Aufgabe des Absuchens der Flächen übernimmt. Beim Mähen von innen nach außen hat das Wild zudem eine Chance zu fliehen und ermöglicht Feldhasen oder Fasanen während der Mahd die Flucht. Vergrämung ist eine zusätzliche Maßnahme und kann kostengünstig und sehr effektiv mit Knistertüten, Flatterbändern oder Kofferradios durchgeführt werden. Experten haben herausgefunden, dass bereits eine Maßnahme zur Vertreibung pro Hektar Anbaufläche wirkt. Mit einem tragbaren Infrarot-Wildretter kann man ferner eine sechs Meter breite Spur zu Fuß absuchen. Das Gerät entdeckt die Kitze im hochstehenden Gras aufgrund der höheren Wärmestrahlung der Tiere gegenüber der Wiese.

Bewährt haben sich Drohnen mit Wärmebildkameras, um vor dem Mähtermin Rehkitze zu entdecken. Die Drohnentechnik ist teuer und nicht jeder kann sie fliegen. Viele Jäger- und Hegegemeinschaften nutzen mittlerweile dennoch Drohne für die Rehkitzrettung. Aber auch Vereine und ehrenamtliche Retter bieten ihre Hilfe bei der Suche nach Rehkitzen an.

Bank dem Spender gewidmet

Für die durch Prof. Dr. Klaus Weber so großzügig Beschenkten ergriff Otto Klages das Wort. In seiner kurzen Laudatio gab er der großen Freude über das Geschenk Ausdruck und wartete sogleich seinerseits mit einer doppelten Überraschung auf. Denn eigens für Weber wurde vor Ort eine neue Bank präsentiert und eingeweiht. Selbstverständlich von Klages mit dem Namen des Drohnenspenders versehen.

In unmittelbarer Nähe dazu ist außerdem eine Erinnerungseiche gepflanzt, die in Zukunft sicherlich für etwas Schatten sorgen wird, so die Hoffnung der Anwesenden. Ein zweifaches Dankeschön also an Prof. Dr. Klaus Weber, welches beim Beschenkten sehr gut ankam.

Text: Raf Gießler und Michael Paetzold (Harz Kurier, Ausgabe 16.06.2021)

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Fotos: JS Osterode