Die Pastorin Ina von Häfen von der Lutherkirche hatte die Jägerschaft Osnabrück gefragt, ob ihr ein Jäger oder eine Jägerin während des Gottesdienstes zur Seite gestellt werden kann, der/die in ihrem „Anderen Gottesdienst“ am 2. Juni als Interview-Partner Fragen über die Jagd in Osnabrück beantwortet. Diese Aufgabe habe ich gern im Auftrag der Jägerschaft Osnabrück-Stadt übernommen.
Seit 2005 findet 10 mal im Jahr am 1. Sonntag des Monats ein „Anderer Gottesdienst“ in der Lutherkirche mit verschiedenen Gesprächspartnern statt.
Wie auch in diesem Fall, wird ein Mitglied des Kirchenvorstandes sich Fragen zu dem Thema einfallen lassen und den Gesprächspartner interviewen.
Dieser Gottesdienst wurde mit Plakaten unter dem Thema „Blattschuss“ angekündigt (siehe Foto).
In meinem Fall hatte ich die Jagdhornbläser mit einbezogen, die auch mit 15 Bläsern zum Gottesdienst erschienen, worüber die Pastorin sehr erfreut war.
Vorab wurde die Begrüßung geblasen, danach die Schwarzwaldglocken und nach dem Beginn des Gottesdienstes wurde ich in die „Bütt“ gerufen, um über die jagdbaren wildlebenden Tiere in Osnabrück und über meine Tätigkeit als Jagdaufseher bzw. Verwaltungsvollzugsbeamter der Stadt Osnabrück für wild lebende Tiere in befriedeten Bezirken zu berichten.
Dazu hatte ich ausführlich Beispiele gebracht, wie wild lebende Tiere in der Innenstadt gerettet, in der Artenschutz-Betreuungsstation gesund gepflegt und wieder ausgewildert werden.
Die Pastorin hatte ihre Predigt hervorragend auf die Jagd abgestimmt, sie begann bereits mit Ausführungen zur Jagdausübung bei Christi Geburt und im Mittelalter.
In dem weiteren Gespräch bzw. auf Fragen habe ich das jagdbare Wild aufgezählt, das sich in Osnabrück aufhält, und auch über Größenordnung der jeweiligen Population gesprochen, ebenso auch über Neozoen der invasiven Arten.
Die Bläser haben dazu jeweils die Totsignale geblasen, angefangen mit Schwarzwild und Reh tot.
Natürlich habe ich deutlich gemacht, dass unsere Aufgabe nicht nur das Erlegen von Wild bedeutet, dazu gehören auch mit größerer Bedeutung Hege, Pflege, Natur-/Tier- und Artenschutz.
Ich habe beispielhaft erklärt, was Hege bedeutet und wie wir es in unserem Jagdrevier mit Wildäckern, Blühstreifen und Hegehecken durchführen. Hier wurde auch die Verbindung zwischen den kaum noch vorhandenen Insekten (daher Blühstreifen) und wenigen Fasanen und Rebhühnern hergestellt.
Ebenso habe ich die allgemein anerkannten Grundsätze Deutscher Waidgerechtigkeit in Verbindung mit dem Tierschutzgesetz angesprochen: insbesondere Punkt 1, dem Tier unnötige Qualen ersparen. Keinem Jäger fällt es leicht, einem verunfallten Reh am Straßenrand aus kurzer Distanz den Fangschuß zu geben, wozu wir aus Gründen des Tierschutzes verpflichtet sind.
In diesem Zusammenhang habe ich auch den Unterschied zwischen einer Naturlandschaft und der von Menschen geschaffenen Kulturlandschaft erklärt. Dabei habe ich den Bogen gespannt über das artgerechte Leben des Wildes, die nicht zu akzeptierende Massentierhaltung und die damit zusammenhängende unkontrollierte Ausbringung von Gülle und Verunreinigung des Grundwassers sowie der Bäche und Flüsse mit Nitraten.
Am Ende meiner Befragung spielten die Bläser „ Jagd vorbei mit Halali“ und zum Schluß des Gottesdienstes nochmals „ Auf Wiedersehen“.
Zum Abschluß wurden alle Teilnehmer des Gottesdienstes und natürlich auch wir Bläser zum Frühschoppen in einem Nebenraum eingeladen.
Neben allen nur denkbaren Getränken hatte die Pastorin extra Brot und Wildschweinsalami besorgt.
Nicht wenige Mitglieder der Südstadtkirchengemeinde kamen zu mir und den Bläsern und haben sich so positiv über unsere Darbietungen geäußert, wie wir es noch nicht erlebt haben.
Wir müssen zugeben, dass auch die Akustik in der sehenswerten Kirche zum großen Erfolg beigetragen hat.
Am nächsten Tag hatte ich in diesem Zusammenhang noch zwei Anrufe: eine männliche und eine weibliche Person, die mir persönlich nicht bekannt waren. Beide bedankten sich überschwänglich bei mir und den Bläsern. Sie erklärten, dass sie so etwas noch nicht gesehen und gehört hätten und nunmehr die Jagd mit anderen Augen sähen.
(Text/ Fotos: Reinhold Rethschulte)