Am Donnerstag, 13.09.2018, haben zuerst die landwirtschaftliche Fachpresse und anschließend die großen Medien berichtet, dass in Belgien an zwei tot aufgefundenen Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest festgestellt wurde. Damit ist die Seuche nunmehr auch im Westen Europas angekommen. Der Fundort liegt im Gebiet der belgischen Gemeinde Etalle, westlich von Luxemburg, und damit nur rund 60 km von der deutschen Grenze entfernt.
Schon in der ersten Stunde nach Veröffentlichung der Meldung standen die sozialen Netzwerke nicht mehr still. Verbunden mit der Meldung wurde zumindest teilweise eine Stimmung verbreitet, als ob nun die Seuche auch in unseren Revieren bald ausbrechen würde. Verschiedenste Maßnahmen wurden gefordert, ein Ansatz von Panikmache war zu spüren.
Wie sehen die Fakten aus? Der Fall in Belgien ist typisch für die Ausbreitung der ASP. Nicht mit der Seuche infizierte Wildschweine sorgen für die Weitergabe des VIrus von Tier zu Tier, sondern wir erleben erneut, dass weite Entfernungen quasi übersprungen werden. Zwischen den bislang hauptsächlich betroffenen Gebieten in Polen, den baltischen Staaten oder den Ländern im Süd-Osten Europas und dem Fundort in Belgien liegen zwischen 1.300 und mehr als 2.000 km. Für den Erreger offenkundig kein Hindernis!
Warum aber ausgerechnet Etalle? Die Gemeinde Etalle liegt in unmittelbarer Nähe zur Fernstraße E25. Und ausgerechnet genau dort befindet sich an der Anschlussstelle 29 ein Rasthof für Fernfahrer (Truck-Center Habay-La-Neuve). Die E25 ist ein Teilstück der direkten Verbidung zwischen Warschau und Paris, eine viel befahrene Strecke. Mehrere Zufälle gleichzeitig? Ursächliche Zusammenhänge lassen sich zwar nicht nachweisen, liegen aber sehr nahe.
Entscheidend ist dabei aber folgende Erkenntnis: der Ausbruch der Seuche in Etalle hätte genau so gut in Dresden, Weimar, Eisenach, Bad Hersfeld, Gießen oder Koblenz eintreten können. Alle Städte liegen an der beschriebenen Strecke. Wir haben also bisher einfach nur "Glück" gehabt! Die Bedrohung ist allzeit akut. Und ein möglicher Ausbruch ist nicht zu verhindern. Nicht durch noch so intensive Bejagung, nicht durch Aufhebung von Schonzeiten, nicht durch Legalisierung von Nachtzielgeräten und schon gar nicht durch Panikmache!
Bleiben wir also bei der intensiven, waidgerechten Jagd auf Schwarzwild und lassen wir uns nicht im Vorfeld zu Schädlingsbekämpfern degradieren!
R.-G. Rahnert