Zunächst stellt sich die Frage nach dem Werdegang und wie die beiden zum Wettkampfschießen gekommen sind. Frau Schwerdtfeger machte 2009 den Jagdschein. Obwohl die praktische Jagd im Vordergrund stand, war das Interesse fürs jagdliche Schießen von Anfang an vorhanden. Nach den ersten Kreismeisterschaften, welche mit einem guten Ergebnis beendet wurden, hatte sie „Blut geleckt“ und war seitdem aktiv dabei und immer wieder erfolgreich. Die ersten Bundesmeisterschaften standen für sie 2013 auf dem Programm, worauf die Aufnahme in den Niedersachsenkader folgte und vor zwei Jahren dann die Aufnahme in die Damenmannschaft.
Wilhelm Cordes hingegen zog dieses Jahr den 60. Jahresjagdschein. Er kennt noch die Zeit ohne den Schießstand der Landesjägerschaft in Liebenau. Als dieser dann in den 60ern fertiggestellt wurde, begann seine Wettkampfkarriere. Zunächst mit der Kurzwaffe, seit 1978 dann auch mit der Langwaffe, kann Herr Cordes nun auf 50 Jahre in der niedersächsischen Mannschaft zurückblicken. In dieser Zeit führten ihn die Wettkämpfe durch ganz Deutschland, aber auch in das Ausland, wie etwa auf die Europameisterschaften im jagdlichen Schießen nach Kuusamo, Finnland./typo3/
In der Saison sind beide oft jedes Wochenende unterwegs. Hinzu kommen Trainingstage, die meist alle vier Wochen mit der Mannschaft stattfinden. Dennoch finden beide Schützen noch ausreichend Zeit für die eigenen Reviere. Die Motivation kommt neben den guten Ergebnissen für beide vor Allem aus der Kameradschaft und dem Zusammenhalt in der Mannschaft. Nicht nur beim Training und auf den Wettkämpfen genießt man den Austausch mit Schützen aus ganz Niedersachsen und das Beisammensein.
Ein regelmäßiges Training auf dem Schießstand wirkt sich auch durchaus auf die Arbeit in den Revieren aus. Sowohl Frau Schwerdtfeger, als auch Herr Cordes sind sich einig, dass der der sichere Umgang mit der Waffe und die Erfahrung in der Handhabung viel ausmachen. So ließe sich auf der einen Seite das Risiko von schlechten Schüssen minimieren, auf der anderen Seite führe die Erfahrung aber auch zu mehr Bedacht bei der Schussabgabe. Man lerne besser, die Situationen im Revier einzuschätzen und anhand der eigenen Erfahrungen zu beurteilen, wie sicher ein Schuss wäre. Hier hebt Frau Schwerdtfeger hervor, wie wichtig die Praxis gerade für Jungjäger ist.
Die Drückjagdsaison ist bereits in vollem Gange, sodass sich die Frage stellt, welchen Einfluss geübte Schützen bei immer höheren Streckenerwartungen haben, insbesondere beim Schwarzwild. Herr Cordes bemerkte, dass die Übung auf die bewegte Scheibe (Laufender Keiler) schon gut vorbereitet, allgemein aber eine ausreichende Disziplin auf dem Stand und dann die sichere und routinierte Handhabung der Waffe ebenfalls viel ausmachen. Für Frau Schwerdtfeger fallen geübte Schützen auf Drückjagden durch ein besseres Trefferverhältnis auf und damit auch mit besseren Schüssen allgemein. Was jedoch auf dem Schießstand nicht geübt werden kann, ist das sichere Ansprechen des anwechselnden Wildes. Hier ist eine ausreichende Revierpraxis notwendig.
Während die Büchsendisziplinen heute in vielen Revieren den Jagdalltag abbilden und trainieren, scheint es für das Flintenschießen schwieriger zu werden. Die Niederwildbestände gehen in vielen Revieren immer weiter zurück und die Zahl der Treibjagden nimmt im gleichen Maße ab. Beide Schützen sind sich jedoch einig, dass nicht zu befürchten sei, dass das Flintenschießen bald nur noch als sportliche Disziplin von Bedeutung ist. Für Herrn Cordes wird die Übung mit der Flinte nun sogar noch wichtiger, da die Jagdgelegenheiten abnähmen und somit auch die allgemeine Übung verloren ginge. So brauche man heutzutage oft mehr Büchsenpatronen im Jahr, als Schrotpatronen. Eine gleichbleibende oder sogar steigende Bedeutung sieht Frau Schwerdtfeger. In vielen Hegeringen werden inzwischen Taubentage oder Fuchswochen veranstaltet und auch die Bejagung von Krähen und Gänsen werde immer wichtiger. Hierdurch ergeben sich neue und anspruchsvolle Jagdarten, die einen geübten Flintenschuss erfordern. Nur beim Training solle man sich über die Anforderungen der jeweiligen Disziplin bewusst sein. Während das Parcourschießen den Bedingungen im Revier häufig am nächsten komme, fördere es die Wettkampfleistungen im Skeet- und Trapschießen nicht, sondern stehe guten Ergebnissen hier sogar hin und wieder im Weg. Natürlich hänge dies stark vom jeweiligen Schützen ab, aber es sollte bedacht werden.
Einig sind sich beide in der Botschaft an Jungjäger und alle anderen Mitjäger: Man sollte immer wieder auf den Schießstand gehen und die unterschiedlichen Disziplinen üben. Aktuell fehle es noch an Übungsangeboten speziell für Jungjäger, welche besonders wichtig wären. Nur wer nach der erfolgreichen Jägerprüfung auch praktisch am Ball bliebe, wird auch später in den Revieren erfolgreich sein.
Auch abschließend sind sich beide einig: „Wenn es nicht so viel Spaß machen würde, würde man es nicht machen!“ Den Reiz am jagdlichen Schießen machen sowohl die Menschen, mit denen man unterwegs ist, natürlich auch der Erfolg und in erster Linie das Schießen selbst aus und man hofft es noch möglichst lange in dieser Form fortführen zu können.
Vielen Dank an Frau Schwerdtfeger und Herrn Cordes für das Interview!
Bild und Text: Hauke Ahnemann