Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Rotenburg (Wümme) waren auf der vorgeschalteten Pflichttrophäenschau, die Trophäen der im letzten Jagdjahr erlegten Damhirsche und Rehböcke zu sehen. Nach dem Niedersächsischen Jagdgesetz sind der Jagdbehörde die Jagdtrophäen des abgelaufenen Jagdjahres vorzuzeigen. Die Trophäenschau, auch Hegeschau genannt, wird als Fortbildungsveranstaltung durchgeführt, auf der die Trophäen bewertet und die Bestands- und Streckenentwicklung erläutert wird.
Unter den Damhirschtrophäen waren in diesem Jahr leider auch wieder fünf Trophäen zu sehen, die mit Drähten, Seilen oder Weidezaunlitzen geschmückt waren. Die Damhirsche hatten sich so unlösbar darin verfangen oder verheddert, dass sie mit einem Fangschuss von ihren Qualen erlöst werden mussten, bzw. waren schon qualvoll darin verendet. Auf 100 Trophäen kommen inzwischen drei, die mit tödlichem Kopfschmuck verziert sind.
Zäune oder nicht entsorgte Reste von Weidezäunen, wie Draht und insbesondere Weidezaunlitzen, stellen für unsere heimischen Damhirsche eine besondere Gefahrenquelle dar. Immer wieder verheddern sie sich darin. Den jungen Damhirschen wird dabei häufig ihr ausgeprägter Spieltrieb zum Verhängnis. Alte Schaufler neigen eher selten zu solchen „pubertären“ Handlungen.
Ein derart bestücktes Geweih kann sich an Bäumen, Pfählen oder Sträuchern so fest verhaken, dass der Hirsch gefangen wird und eingeht. Die Gefährdung durch achtlos liegen gelassene Teile von Stacheldraht, Zaunlitzen oder Reste von Kunststoffbindegarnen sollte gerade Landwirten, Schaf- und Pferdehalter in ihrer Rolle als Nutztierhalter nicht gleichgültig sein. Sie haben im Rahmen ihrer Sorgfaltspflicht und im Hinblick auf den Tierschutz nicht mehr genutztes Altmaterial zu entsorgen und so derartige Gefährdungen auszuschließen.
Das Problem der mangelnden Entsorgung verstärkt sich noch dadurch, dass die vergessenen Drähte, Litzen und das Bindegarn in der Natur nicht verrotten, da sie meist aus sehr haltbarem Material gefertigt sind. Durch Einwachsen und Überwuchern werden sie sogar häufig zu unsichtbaren Todesfallen für das Wild. Nur eine sorgfältige Entsorgung kann diese Gefahr bannen.
Nicht in jedem Fall ist allerdings Unachtsamkeit oder Gedankenlosigkeit der Menschen Grund für diese Tragödien in freier Wildbahn. Manchmal sind es auch korrekt installierte Gatter- oder Weidezäune, die den jungen und mittelalten Damhirschen, wegen ihres ausgeprägten Spieltriebes, zum Verhängnis geworden sind. Da jedoch nur wir Menschen die Befähigung besitzen, aus diesem Problembewusstsein heraus zu handeln, ist es auch an uns, unseren Beitrag zur Lösung dieses Problems zu leisten und diesen Zivilisationsmüll aus der Natur zu entsorgen.