Kaum ein Wildtier ist in der letzten Zeit so ins Gerede gekommen wie unser heimischer Steinmarder, der auch unter dem wissenschaftlichen Namen Martes foina bekannt ist. Er hat sich, im Gegensatz zu seinem waldbewohnenden Bruder, dem Baummarder (Martes martes), aufgrund seiner außerordentlichen Anpassungsfähigkeit, zu einem der erfolgreichsten Kulturfolger entwickelt. Steinmarder und Baummarder unterscheiden sich auch im Aussehen: Steinmarder haben einen weißen Kehlfleck, Baummarder einen gelblichen, der in einem Keil zwischen den Vorderbeinen endet.
Eine ähnlich erfolgreiche Wandlung zum Kulturfolger ist neben dem Steinmarder nur dem (Stadt)Fuchs gelungen. Der Steinmarder hat sich inzwischen nahezu den gesamten menschlichen Siedlungsraum erschließen können. Und dieses so still und heimlich, dass er meist erst dann bemerkt wird, wenn er schon seit geraumer Zeit als Untermieter in Wohnhäuser eingezogen ist oder wenn er unter der Motorhaube des geparkten Wagens bereits sein Unwesen getrieben hat.
An Nahrung und Wohnraum mangelt es ihm in unserer Kulturlandschaft nicht. Der Tisch ist für das fast hauskatzengroße Pelztier in unseren Siedlungsräumen reich gedeckt und Unterkünfte gibt es überall. Besonders Holz- und Reisighaufen, Stallungen, Schuppen, Dach- und Garagenböden sowie unbewohnte Gartenhäuser stellen für den geschickten Kletterer ideale Reviere dar. Auf und in diesen ist er immer häufiger selbst in den Großstädten anzutreffen. Den ihm vom Volksmund gegebenen Beinamen Dach- oder Hausmarder, trägt er damit zu recht.
Der Steinmarder ist nachtaktiv. Seine Anwesenheit wird häufig erst aufgrund von nächtlichen Ruhestörungen bemerkt. Ist Stille im Haus eingekehrt, wird auf dem Dachboden meist ein unheimliches Poltern wahrgenommen, das den betroffenen Bürgern den Schlaf rauben kann. Besonders Jungtiere können mit ihrem Getobe schlaflose Nächte verursachen. Da der Poltergeist im Dachgebälk nicht jedermanns Sache ist, versuchen die Hausbesitzer, den ungeladenen Untermieter schnellsten wieder loszuwerden.
Aber leider macht sich der Steinmarder nicht nur mit seinem Poltern unbeliebt. Er hinterlässt nach jedem Dachbodenbesuch meist deutliche Spuren. Neben kostenintensiven Beschädigungen an Dachisolierungen und Elektroinstallationen hinterlässt er auch die verwesenden Resten seiner Beute samt Federn und Knochen und setzt nicht selten an unzugänglichen Stellen Kot und Urin ab, der zu nicht unerheblichen Geruchsbelästigungen führt.
Doch ist zunächst zu prüfen, ob es sich tatsächlich um einen Marder handelt, denn auch Mäuse, Siebenschläfer und Waschbären können ähnliche Geräusche verursachen. Eindeutig feststellen lässt sich der Steinmarder als Verursacher anhand von Pfotenabdrücken in ausgestreutem Mehl, Sand oder im Neuschnee.
Ist der Steinmarder als Verursacher identifiziert, empfiehlt die Jägerschaft Rotenburg, das Gebäude für Marder möglichst unzugänglich zu machen. Doch zunächst sollte erst einmal herausgefunden werden, wie der Marder in das Haus gelangt ist und wo er im Dach sein Einschlupfloch hat. Da die flinken Tiere über zwei Meter hoch springen können, überwinden sie die meisten Hindernisse leicht. Im Winter verraten ihn seine Pfotenabdrücke im Schnee, auch geharkter Sand vor dem Haus oder ausgestreutes Mehl kann hilfreich sein. Ist das Schlupfloch ausgemacht, kann es mit einem stabilen Brett, mit Maschendraht oder Ähnlichem versperrt werden. Damit der Marder nicht eingeschlossen wird, empfiehlt es sich, in der Nacht eine Dachluke als Ausgang geöffnet zu lassen.
Um ein erneutes Eindringen in sein Habitat zu verhindern sollte evtl. vorhandene Fassadenbegrünung zurück geschnitten werden, bzw. Rankgitter so montiert werden, dass der Marder darüber nicht an die Dachfläche gelangen kann. Heraufgebogene Abschlussbleche der Dachfläche sind oftmals Mardertüren (ab 5 cm Durchmesser!), desgleichen lose Dachziegel und verrottete Verbretterungen.
Es empfiehlt sich, jeden Einschlupf (oft zwischen Dachrinne und Dachpfannen) abzudichten (z. B. mit gelochtem Blech). Die in hausnähe stehenden Bäume sollten im Herbst so zurück geschnitten werden, dass die Äste nicht näher als 2 Meter an die Dachfläche heran reichen. Will man einen dicht am Haus stehenden Baum nicht fällen, kann man den Marder mit Stamm-Manschetten aus Metall am Hinaufklettern hindern.
Die durch den Marder verursachten Schäden nehmen auch deshalb weiter zu, weil der Pelzträger in seinem Habitat in der Nähe des Menschen einen reich gedeckten Tisch vorfindet. Der Marder hat als geschickter Kletterer eine umfangreiche Speisekarte. Er verschmäht weder Beeren, noch Früchte und menschliche Abfälle, obwohl der Hauptbestandteil seiner Nahrung aus Wirbellosen, Ratten und Mäusen, Eiern und seltener auch aus Eichhörnchen und Vögel besteht.
Ein Komposthaufen in hausnähe, auf dem die Küchenabfälle aufgebracht werden, stellen für den Marder und auch für seine Beute, die Ratte, eine attraktive Nahrungsquelle dar. Soll der Komposthaufen nicht zu seinem Futterplatz werden und ihn noch anlocken, sollte dieser grundsätzlich abgedeckt werden. Einen ähnlichen Effekt hat der Kaminholzstapel, in dem sich im allgemeinen die Mäuse tummeln. Er dient dem Marder zu einem als Versteck und zum anderen als Futterquelle aufgrund seiner Bewohnerschar.
Die nächste leicht erreichbare Futterquelle stellen die Futternäpfe unserer Haustiere dar. Auch sie ziehen den Marder und seine Beute, die Ratte, magisch an. Soll der Futternapf nicht zum Selbstbedienungsladen werden, sollte er unseren Haustieren nur zu den festen Futterzeiten draußen bereitgestellt werden.
Das Vertreiben, wegfangen oder gar bejagen der Marder ist ohne die eben geschilderten präventiven Maßnahmen i.d.R. zwecklos, denn in dem freigewordenen Revier wird sich schon bald ein neuer Marder einstellen.
Vertreiben allein genügt ohnehin nicht. Versuche, den Marder vom Dachboden durch unregelmäßiges Krachmachen (Radio etc.) oder durch das Auslegen von Hundehaaren, versprühen von Deodorant oder anderen Hausmitteln zu vertreiben, zeitigen wenn überhaupt, nur einen zeitlich sehr befristeten Erfolg.
Das Fangen oder bejagen der Steinmarder darf nur unter Einhaltung der jagd- und tierschutzrechtlichen Vorschriften erfolgen. Auskünfte über die Rechtslage können bei der Unteren Jagdbehörde eingeholt werden.
Doch es kann nicht oft genug wiederholt werden: Die erfolgreichste Maßnahme ist, dem Marder jegliche Zugangswege in die Gebäude zu versperren, denn in dem freigewordenen Revier wird sich sonst schon bald ein neuer Marder einstellen.
Zu bedenken ist allerdings auch folgendes: Als Kulturfolger ist der Marder längst zu einem Mitbewohner im Dorf oder der Stadt geworden. Der Versuch, ihn zu vertreiben, sollte grundsätzlich nur dann unternommen werden, wenn es wirklich zu umfangreichen Schäden oder massiver Störung der Nachtruhe kommt. Gerade bei ungenutzten Speichern sollte man ihm gegenüber Toleranz beweisen.
Der Steinmarder sorgt aber auch außerhalb der Unterkünfte als Automarder für Ärger. Geprägt wurde der Begriff Automarder Ende der siebziger Jahre in der Schweiz, als dort ein Steinmarder im Motorraum eines Autos die Kabel zerbissen hatte. Es war der erste dokumentierte Fall dieser Art. Warum die Tiere eine Vorliebe für Motorräume entwickelt haben, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Verantwortlich für die Schäden scheinen vor allem erwachsene Männchen zu sein. Ein Zusammenhang mit Revierkämpfen wird vermutet.
Eine mögliche Erklärung ist folgende: Marder sind sehr neugierig und verspielt, sie wollen alles erkunden, beschnuppern und leider auch beknabbern. Hinterlässt ein Steinmarder beim Besuch im Motorraum seine Duftspur und fährt man dann mit diesem Auto in ein anderes Marder-Revier, ist der Ärger vorprogrammiert. Kommt nämlich nun der ortsansässige Marder bei seiner Revierkontrolle an dem Wagen vorbei und riecht den Rivalen, wird er, aus Wut über das Eindringen des unbekannten Gegners und in Ermangelung eines leibhaftigen Kampfpartners, in die nächstbesten Kabel und Schläuche beißen. Die Autos von Pendlern sind besonders oft betroffen, da sie durch häufigen Ortswechsel in vielen fremden Marderrevieren parken.
In der Regel kommt die Teilkaskoversicherung für Marderschäden am Auto auf - jedoch nur dann, wenn diese rechtzeitig erkannt werden. Folgekosten, die durch einen Unfall entstehen, werden nur ersetzt, wenn eine Vollkaskoversicherung vorhanden ist. Wichtig ist daher, vor der Fahrt auf Warnsignale wie herumliegende Gummi- oder Kabelteile oder ausgelaufene Flüssigkeit zu achten.
Der Handel bietet etliche Möglichkeiten zur Mardervertreibung an. Da wäre zunächst der Einsatz von Anti-Marder-Spray im Motorraum zur Vergrämung des Marders (Spray erhältlich z. B. Im Fachhandel oder in Baumärkten). Darüber hinaus werden der Einbau eines Marderschutzsensors im Motorraum (Vertreibung des Marders durch elektrische Impulse, ähnlich einem elektrischen Viehzaun) oder der Einsatz von Ultraschallgeräten (> 100 dB Schalldruck, wechselnde Frequenzen) und/oder Überzugschläuche für die Kabel im Motorraum empfohlen.
Die meisten dieser Produkte zeigen jedoch nicht die erwünschte Wirkung: Für Geruchsstoffe, Geschmacksstoffe und Ultraschallgeräte fehlen bislang die Nachweise ihrer Wirksamkeit. Verhindern lassen sich Marderbisse durch Hochspannungs-Abwehrgeräte und mechanische Schutzvorrichtungen.
Die Jägerschaft Rotenburg empfiehlt die Unterbringung des Fahrzeugs in einer mardersicheren Garage als besten Schutz vor Kabel- und Gummiteileverbiss. Ist eine Garage nicht verfügbar sollte bei draußen abgestellten Fahrzeugen ein welliger auf einem Holzrahmen aufgenagelter Maschendraht (Kükendraht) zwischen die Vorderräder unter den Motor geschoben werden. Erfahrungen aus der Fangjagd zeigen, dass der Marder den nackten Draht meidet. Zu empfehlen ist darüber hinaus regelmäßig eine Motorwäsche zur Beseitigung der Duftspur von Artgenossen durchführen zu lassen. Besonders nachdem das Fahrzeug nachts in fremden Marderrevieren geparkt wurde (z. B. nach Urlaubsreisen etc.).
Im August ist das Risiko, dass der Kulturfolger zum Leidwesen der Pkw-Besitzer Fahrzeugteile anknabbert, besonders hoch. Nicht jedoch aus Liebe zum Auto, sondern aus Eifersucht auf seine männlichen Artgenossen, denn jetzt ist die Paarungszeit der Steinmarder und die Männchen kontrollieren und markieren ihre Reviere besonders intensiv.