Wer kennt ihn nicht, den Schokoladenosterhasen. In den Supermarktregalen ist er schon seit Wochen millionenfach präsent und lässt die Kinderherzen höher schlagen. Wie ist es jedoch um sein natürliches Vorbild, den Feldhasen bestellt. Eine einfache Antwort gibt es hier leider nicht. Im „Nordwestdeutschen Tiefland“, also von Schleswig-Holstein über das westliche Niedersachsen und das Münsterland bis hin zum Niederrhein, leben die meisten Hasen im Bundesgebiet. In 111 Referenzrevieren dieser traditionellen Niederwildregionen wurden im Frühjahr 2013 im Mittel 21,4 Hasen pro km² mit dem Scheinwerfer gezählt. Dagegen sind beispielsweise bei uns im „Nordostdeutschen Tiefland“ nur rund 6 Hasen pro km² anzutreffen. Die Besatzstärken und Jagdstrecken sind bundesweit sehr unterschiedlich. Während die Feldhasenbestände seit Beginn der bundesweiten Erfassung im Jahr 2002 trotz leichter Schwankungen in wesentlichen stabil sind, bietet sich im Landkreis Rotenburg (Wümme) ein etwas anderes Bild. Hier haben wir es mit sinkenden Beständen sinkenden Jagdstrecken zu tun. Seit dem Jagdjahr 2007/2008 hat sich die Jagdstrecke in etwa halbiert. Die Feldhasen werden deshalb inzwischen nur noch dort bejagd, wo die Frühjahrs- und Herbstzählung einen ausreichenden Hasenbestand ergibt.
Über die Ursachen dieser Bestandsentwicklung kann derzeit nur spekuliert werden. Der Feldhase gilt als Indikatorart, d.h. er ist ein Lebewesen, welches auf Umwelt-Einflüsse mit Veränderungen seiner Lebensfunktionen reagiert. Neben hasentypischen Krankheitsgeschehen und den natürlichen Populationsschwankungen haben sicher auch die Veränderungen in der Landwirtschaft und die Witterung Auswirkungen auf die Besatzsituation. Die derzeitige feuchtkalte Witterung ist für die Bestandsentwicklung des Feldhasen nicht gerade förderlich. Der erste Wurf des Feldhasen erblickt gewöhnlich im März/ April das Licht der Welt. Ursprünglich ein Steppentier, mag er es eher warm und trocken. In dieser Zeit ist es wichtig, dass die Witterung nicht zu kühl und feucht ist, damit die auf dem Feld oder der Wiese übernachtenden Jungen nicht auskühlen. Bei der derzeit ungünstigen Witterung werden sich die ersten Junghasen sicher nicht am Verstecken der Eier beteiligen.
Auf Witterung und Krankheitsgeschehen haben die Jäger keinen Einfluss, deswegen setzen sie neben einer angepassten Bejagung vor allem auf lebensraumverbessernde Maßnahmen. Die Jägerschaft hat gemeinsam mit den Landwirten unserer Region im Rahmen ihres Naturschutzkonzeptes in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von lebensraumverbessernden Maßnahmen umgesetzt. Der Feldhase benötigt strukturreiche Lebensräume mit Hecken, Saumstrukturen und Brachflächen, da er hier optimale Äsung und Deckung findet. Im Rahmen dieses Naturschutzprojektes konnten neben mehreren Hecken jährlich ca. 110.000 m² Blühstreifen innerhalb der landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten Flächen angelegt werden. Hiervon profitierte nicht nur der Feldhase sondern auch viele andere Arten der Feldflur, wie z.B. Kiebitz, Feldlerche oder die Insektenwelt. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, den kontinuierlichen Rückgang des Feldhasen zu stoppen, damit wir ihn zukünftig nicht nur als Osterhase aus den Erzählungen oder als Schokoladenfigur aus den Supermarktregalen kennen. Die Jägerschaft wünscht allen ein frohe Osterfest!