Die Natur ist im wahrsten Sinne des Wortes zu neuem Leben erwacht. Unsere heimischen Wildschweine, der Feldhase und die Ringeltaube, um nur einige Beispiele zu nennen, sind bereits jetzt mit der Aufzucht ihres Nachwuchses beschäftigt. Am 1. April beginnt die Brut- und Setzzeit vieler weiterer heimischer Wildtiere. Bis zum 15. Juli gilt damit die Anleinpflicht für Hunde im Wald und in der freien Landschaft. Die Jägerschaft Rotenburg (Wümme) bittet daher alle Naturfreunde und Erholungssuchende in den kommenden Wochen um erhöhte Rücksichtnahme beim Spaziergang in der freien Natur.
Ob Junghase, Fasanenkücken oder ab Mai das Rehkitz, die Natur gleicht jetzt im Frühjahr einer einzigen Kinderstube, so dass verstärkte Rücksichtnahme zum Schutz des tierischen Nachwuchses jetzt dringend erforderlich ist. Von den freilaufenden Vierbeinern geht in dieser Zeit eine besondere Gefahr aus, denn nicht nur die Jungtiere, auch die Elterntiere sind mitunter stark gefährdet. Hochträchtige Rehe sind nun nicht mehr schnell genug auf den Läufen, um vor stöbernden Hunden fliehen zu können.
Aber auch für die Hundebesitzer gilt es einiges zu beachten, denn die tierische Nachwuchspflege unterscheidet sich häufig deutlich von der des Menschen: Zum Schutz der Jungen werden diese tagsüber vom Muttertier häufig allein gelassen. Rehkitze, zum Beispiel, sind in den ersten Wochen nahezu geruchlos. In Verbindung mit der angeborenen „ducken-und-tarnen-Strategie“ sind sie so für natürliche Fressfeinde fast unauffindbar. Die Ricke erscheint nur zum Säugen, in der Zwischenzeit hält sie größeren Abstand.
Solch scheinbar verlassene Jungtiere sollten Spaziergänger auf keinen Fall anfassen oder gar mitnehmen. Das Jungwild nimmt bei Kontakt sofort den Menschengeruch an. Das zurückkommende Muttertier wird durch diesen Fremdgeruch sofort abgeschreckt – die Jungtiere werden so tatsächlich zu Waisen. Falsch verstandene Tierliebe bewirkt in diesen Fällen leider allzu häufig das Gegenteil.
Auch indirekt können Hund und Mensch den tierischen Nachwuchs gefährden: Nähern sie sich ihrem Gelege, verlässt die Rebhenne ihr Nest mit Eiern oder jungen Kücken um den Feind abzulenken. Rabenvögel wie Krähe oder Elster merken sich diese Stelle – die ungeschützten Gelege sind eine leichte Beute.
Die wichtigste Verhaltensregel für den Spaziergang in der freien Natur lautet bis Mitte Juli daher: Auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und unbedingt den Hund angeleint führen. Wir alle nutzen unsere Natur gerne, ob als spielende Kinder, als Spaziergänger, Fahrradfahrer, Jogger, Landwirte, Walker, Fischer, Schwimmer, Autofahrer, Jäger, Hundehalter, Bootsfahrer oder Reiter. Deshalb sollten alle Naturnutzer auf die Schwächsten unter unseren Mitgeschöpfen Rücksicht nehmen. Vor allem aber kann so jeder durch diese besondere Rücksichtnahme während der Brut- und Setzzeit seinen Beitrag zu einer artenreichen Tierwelt in unserer Kulturlandschaft leisten.