Der vorbildlichen Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Revierpächter ist der Fund des Geleges eines Großen Brachvogel im Revier Westeresch zu verdanken. Beim Absuchen der Wiesenfläche nach Kitzen vor der Mahd, wurde ein Gelege mir vier Eiern entdeckt, dass schnell dem Brachvogel zugeordnet werden konnte. Mit Unterstützung der NABU-Umweltpyramide Bremervörde-Zeven, die beim Schutz von Brachvogelgelegen bereits viele Erfahrungen gesammelt hat, wurde das Gelege dann am Sonntag mit Hilfe eines Elektrozaun gegen Fressfeinde wie Fuchs, Dachs, etc. gesichert.
Der Gelegeschutz ist eine Artenschutzmaßnahme aus dem Naturschutzkonzept der Jägerschafte Rotenburg (Wümme). Bei den Artenschutzmaßnahmen für den Großen Brachvogel, die Wiesenweihe und das Rebhuhn geht es in erster Linie um die Erfassung, Beobachtung und Sicherung der Brut- und Aufzuchtplätze, z.B. mittels Zaunmaterial, die Verlegung des Mahdtermins, bzw.das Aussparen des Nestbereichs bei der Mahd oder Ernte, sowie ggf. die flankierende Unterstützung durch Biotopschutzmaßnahmen und jagdliche Maßnahmen, wie etwa die verstärkte Fallenjagd. Neben der Förderung der Beschaffung von Zaunmaterial und Fallen, ist eine Honorierung der Landwirte mit bis zu € 50,- pro Gelege bei Schlupferfolg vorgesehen.
Der Große Brachvogel, einst der Charaktervogel der Norddeutschen Tiefebene, trägt den lateinischen Namen Numenius arquata (der mit einem Bogen [im Schnabel] versehene Brachvogel). Er ist in Deutschland inzwischen vom Aussterben bedroht. Auf ganze 3.300 Brutpaare, so die Schätzung, ist ihr Bestand inzwischen zusammengeschmolzen. In Niedersachsen brütet allerdings mehr als die Hälfte des Gesamtdeutschen Bestandes. Damit trägt unser Bundesland eine besondere Verantwortung hinsichtlich der Bestandserhaltung, vor allem aber für die Erhaltung seines Lebensraumes.
Der Große Brachvogel besiedelte ursprünglich die baumlosen Moore und hier vor allem die Niedermoorgebiete, Auwälder, sowie die natürlichen Flussniederungswiesen. Mit zunehmender Grünlandnutzung, in deren Folge die Auwälder gerodet und in Feuchtwiesen verwandelt wurden, konnte sich der Brachvogel sogar im Bestand vorübergehend deutlich vermehren und einen Lebensraumgewinn verbuchen. Diese, eng mit der Landwirtschaft verknüpfte positive Entwicklung, ist in den letzten Jahrzehnten leider in das Gegenteil umgeschlagen. Eine Intensivierung der Grünlandnutzung bei gleichzeitig einsetzendem Grundlandumbruch zugunsten der Gewinnung von zusätzlichem Ackerland, führte inzwischen zu einem so umfassenden Lebensraumverlust, dass der Große Brachvogel mangels ausreichender Brutmöglichkeit vom Aussterben bedroht ist.
Obwohl der Große Brachvogel von allen Schnepfenarten am ehesten auch die trockeneren Grünlandbereiche annimmt, da er eine Vorliebe für Neststandorte zeigt, die sich durch eine lückige, kurze bis mäßig hohe Vegetation auszeichnen, steigt seine Gefährdung eher noch an. Ein Großteil des Grünlandes wird seit dem Übergang von der Beweidung zur Ganzjahresstallhaltung heute meist intensiv als sogenanntes Wirtschaftsgrünland genutzt. Je nach Standort erfolgen inzwischen vier bis fünf Grasschnitte in einer Vegetationsperiode, um das nötige Grundfutter für das Milchvieh zu gewinnen. Der erste Wiesenschnitt erfolgt bereits Anfang bis Mitte Mai und damit mitten in der Brutzeit des Brachvogel. Dieser trifft ab Anfang März bis Ende April im Brutgebiet ein. Die genaue Ankunftszeit unterliegt witterungsbedingten Schwankungen.
Die ersten Eier werden je nach Ankunftszeitpunkt frühestens in der ersten Aprilwoche, spätestens jedoch Anfang Mai gelegt. Das Weibchen legt meist 4 Eier in Intervallen von 1 bis 3 Tagen, beide Partner brüten diese 26 bis 30 Tage lang aus. Nach weiteren 30 Tagen sind die Jungen dann flügge. Bis dahin werden sie von den Eltern im Bereich des Nestes geführt, sind aber auch besonders von Feinden bedroht.
So bleibt zunächst zu hoffen, dass die Sicherung des Geleges mittels Elektrozaun den gewünschten Bruterfolgt garantiert, denn schließlich trägt bei einer vom Aussterben bedrohten Spezies jeder geschlüpfte Nachwuchs zum Überleben der Art bei. Schlüpft der Nachwuchs in 30 Tagen, werden wir an dieser Stelle über die weitere Entwicklung und Biologie in Sachen Großer Brachvogel berichten. Bei weiteren Gelegefunden im Altkreis, wird gebeten mit der Jägerschaft Rotenburg (Wümme), der NABU-Umweltpyramide oder dem Amt für Naturschutz und Landschaftspflege beim Landkreis Verbindung aufzunehmen.