Die Wiesenmahd hat stellenweise bereits begonnen und die Ernte von Energiepflanzen wie Grünroggen steht an. Damit stehen Landwirte, Lohnunternehmer und Jäger vor einem gemeinsamen Problem: Der Mahdtermin fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler heimischer Wildtiere, die sich und ihren Nachwuchs in Wiesen und Grünroggen sicher wähnen, zusammen. Doch „Ducken und Tarnen“ schützt zwar vor dem Fuchs, nicht aber vor dem Kreiselmäher. Geschätzten 500.000 Wildtiere kostet bundesweit der Zusammenfall dieser beiden Termine das Leben.
Das mit Mitteln der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) durchgeführte Pilotprojekt „Wildtierverluste vermeiden“ kommt zu dem Ergebnis, dass nur die Kombination von Maßnahmen vor und während der Mahd hilft, Wildtierleben retten.
Als effektivste Methode vor der Mahd haben sich Vergrämungsmaßnahmen erwiesen. Hierunter versteht man Maßnahmen zur Beunruhigung und Vertreibung des Wildes durch ausbringen von Knistertüten, Flatterbändern oder akustischen Störquellen, wie Duschradios etc. Werden diese Maßnahmen ca. 12 bis 24 Stunden vor dem Mahdtermin auf der betroffenen Fläche angewandt, kam es im Pilotversuch zu einer Halbierung des Wildtierbestandes auf dieser Fläche. Wobei es genügte, ein bis zwei dieser Vergrämungsmaßnahmen pro Hektar anzuwenden. Als flankierende Maßnahme empfiehlt sich kurz vor Mahdbeginn, das Absuchen von Flächen mit bekannt hoher Wilddichte mit brauchbaren Jagdhunden.
Entscheidend ist jedoch, dass die Absprache zwischen Landwirt, Lohnunternehmer und Jagdpächter über den Mahdtermin rechtzeitig erfolgt. Darin sind sich im Übrigen auch der Bundesverband der Lohnunternehmen (BLU), Bundesverband der Maschinenringe (BMR), Deutscher Bauernverband (DBV) und Deutscher Jagdschutzverband (DJV) einig, die ihren Mitgliedern ebenfalls empfehlen, den Mähtermin mindestens 24 Stunden vorher mit dem Jagdpächter abzusprechen oder selbst erforderliche Maßnahmen für die Wildtierrettung durchzuführen.
Während der Mahd sollte die Mähtechnik dem Tierverhalten angepasst werden, indem auf dem Feld mit dem Grünlandschnitt grundsätzlich von innen nach außen gemäht wird. Die Wildtiere flüchten nur selten über bereits gemähte Flächen, sondern suchen Deckung auf der Restfläche. Durch das Mähen von innen nach außen behalten die Wildtiere die Möglichkeit zur Flucht. Bei der Ernte der Ganzpflanzensilage verspricht die Begrenzung der Schnitthöhe auf etwa 15 bis 20 Zentimeter in der kritischen Aufzuchtzeit zusätzlichen Erfolg – gerade bei Rehkitzen, die sich instinktiv ducken.
Das Fazit des Pilotprojektes lautet: „Wildtierrettung muss vor der Mahd passieren: Eine gute Kommunikation und enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jägern ist das A und O bei der Wildtierrettung. Insbesondere die rechtzeitige Absprache der Mähtermine ist hier von entscheidender Bedeutung. In das vielerorts bereits gut funktionierende Zusammenspiel sollten unbedingt die Lohnunternehmer eingebunden werde. Funktioniert diese Kooperation, rettet sie Rehkitz, Hase, Kiebitz und Co. tausendfach das Leben.“ Ein Faltblatt mit Hinweisen zur Wildtierrettung ist bei den Hegeringleitern verfügbar.