Die Rückkehr des Fischotter

Jägerschaften engagieren sich beim „Fischotterschutz“

Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts war der Fischotter, der damals auch „Fischmarder“, „Flussmarder“ oder „Flussotter“ genannte Marder, der den wissenschaftlichen Namen Lutra Lutra trägt, überall dort in unserem Landkreis verbreitet, wo es Wasserflächen und Feuchtgebiete gab.

Schriftlichen Quellen zufolge, hatten die Adeligen auf Schloss Clüversbostel (bei Sottrum an der Wieste) zum Ende des 15. Jahrhunderts das alleinige Recht, dem dort häufig vorkommenden Otter nachzustellen (HALENBECK 1883; CORNELI 1885). Das Jagdrecht wurde im Laufe des Mittelalters zwar immer stärker zugunsten des Adels eingeschränkt, das Erlegen „reißender Tiere“, zu denen auch der Fischotter zählte, war jedoch der Allgemeinheit freigegeben. Die Ausrottung wurde als dringendes Anliegen der allgemeinen Wohlfahrt sogar ausdrücklich erwünscht. Dem Fischotter wurde, wo immer möglich, mit allen Mitteln nachgestellt.

Im Jahre 1882 kam die Königliche Landwirtschaftsgesellschaft zu Celle zu dem Schluss, dass die Fischerei in der ländlichen Wirtschaft bisher unterschätzt worden sei. Eine „wirksame Hebung des Fischbestandes“ wurde erst dann erwartet, wenn „diese gefährlichen Fischfeinde vertilgt oder doch wesentlich abgemindert sind“. Es erfolgte die Auslobung einer Otter-Prämie (Hannoversche land– und forstwirtschaftliche Zeitung 1882: 8f).

Als Folge der Prämienauslobung wurden von 1882—1913 über 8.000 Otter in der Provinz Hannover erlegt. Auf das Amt Rotenburg entfielen allein im Jahre 1883 acht Fischotter an der Wümme bei Rotenburg, einer an der Veerse und zwei an der Wiedau (REUTHER 1980: 51). Im Zeitraum 1883—1889 wurden nach der Statistik der kgl. Landwirtschaftsgesellschaft Hannover möglicherweise bis zu 50 Fischotter im Amt Rotenburg erlegt. Um die Dimension dieser Zahl zu verstehen muss man wissen, dass der Gesamtbestand an Fischotter in Niedersachsen vom Niedersächsischen Landesamt für Ökologie im Jahre 1996 auf nur noch 50 Exemplare geschätzt wurde.

Im Jahre 1913 wurde die Otter-Prämie schließlich abgeschafft. Im Amt Rotenburg wurde er zu diesem Zeitpunkt bereits als nahezu ausgerottet angesehen. Dennoch kam es hin und wieder zu einem Otternachweis. So konnte er im Jahre 1934 an der Veerse nachgewiesen werden. Während des 2. Weltkrieges wurden sogar zwei Otter an der Veerse bei Westervesede erlegt. In den Jahren 1950-64 wurden im Kreisgebiet weitere 18 Otter erlegt (REUTHER 1980: 62), bevor im Jahre 1966 die Jagdzeit schließlich aufgehoben wurde.

Das endgültige Aus für den Fischotter kam jedoch aufgrund der massiven Veränderungen in der, und durch die massiven Eingriffe in die Kulturlandschaft. Der Gewässerausbau durch Begradigung und Beseitigung von Ufergehölzen im Rahmen einer intensiven Gewässerunterhaltung, die Trockenlegung von Mooren und Feuchtgebieten sowie der Verlust vernetzter, ökologisch intakter Gewässersysteme verbunden mit einer zunehmenden Verschmutzung der Gewässer, führten zu einem großflächig einsetzenden Rückgang des Fischotters in seinen angestammten Lebensräumen in ganz Niedersachsen. Seit 1977 konnten nur noch sporadisch einzelne Fischotterspuren im Kreisgebiet nachgewiesen werden.

Mit den Jahrzehnten seit dem Verschwinden des Otters, ist auch das meiste Wissen über ihn verloren gegangen, denn auch von wissenschaftlicher Seite hatte man sich letztmalig in den 30er Jahren mit dem Otter beschäftigt. Erst als er landesweit kurz vor dem Aussterben stand, betrat mit der Gründung der „Aktion Fischotterschutz e.V.“ im Jahre 1979 ein Naturschutzverband die Bühne, der sich seither mit zahlreichen Forschungsprojekten der Erhaltung und Wiederverbreitung des Fischotters widmet. Im Jahre 1988 eröffnete er Europas erstes Otter-Zentrum in Hankensbüttel.

Der Fischotter schickt sich seit dem letzten Jahr scheinbar wieder verstärkt an, seine früher angestammte Heimat zurückzuerobern. Die einstig weiträumige Landschaft mit natürlich verlaufenden Flüssen, Feuchtwiesen, Auwäldern und Seen ist inzwischen jedoch stark zerschnitten. Ein dichtes Verkehrswegenetz aus Bahntrassen, Bundes-, Landes– und Kreisstraßen durchschneidet heute die Kulturlandschaft in unserem Kreis. Dabei werden viele Gewässer überbrückt. Tragischerweise scheut der Fischotter gerade diese Brücken. Er schwimmt nicht unter ihnen hindurch, sondern klettert an Land, überquert die Straße und geht auf der anderen Seite wieder ins Wasser zurück. Diese Wanderungen sind für ihn sehr gefährlich. Im vergangenem Jahr fielen sechs Fischotter im Altkreis bei ihren nächtlichen Wanderungen dem Straßenverkehr zum Opfer.

Da es sich beim Fischotter um Wild im Sinne des Jagdgesetzes handelt, haben sich die drei Jägerschaften des Landkreises entschieden, sich der Hege des Otters anzunehmen, indem sie in Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzorganisationen, wie z.B. der bereits erwähnten Aktion Fischotterschutz e.V. und der Naturschutzbehörde des Landkreises, gezielte Maßnahmen zum Schutze des Fischotters ergreifen. Vorrangig gilt es zunächst zu verhindern, dass weitere Fischotter bei ihren nächtlichen Wanderungen dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Geplant ist, in einem ersten Schritt, verkehrsreiche Brücken im Einzugsbereich der Wümme, die der Otter nicht „trockenen Fußes“ unterqueren kann, mit „Laufbrettern“ oder „Bermen“ (künstlichen Uferstreifen) zu versehen. Bei dieser Planung muss nicht bei Null begonnen werden. Bereits im Jahre 2009 wurden im Rahmen des Projekts „Das Blaue Metropolnetz“ verkehrsreiche Brücken im Landkreis auf prioritären Handlungsbedarf in Sachen Fischotterschutz untersucht. Das Projekt, das von der Aktion Fischotterschutz e.V. mit Unterstützung der „Dr. Joachim und Hanna Schmidt Stiftung für Umwelt und Verkehr“ betrieben wurde, zielt darauf ab, länderübergreifende Wanderkorridore für den Fischotter zwischen Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein zu schaffen.

Im Landkreis wurde bei insgesamt 28 Brücken (4 x Geeste/ 10 x Oste/ 14 x Wümme) besonderer Handlungsbedarf festgestellt. Da sich die Untersuchungen zunächst nur auf „verkehrsreiche Brücken“ beschränkten, wird sich die Anzahl bei Betrachtung aller Brücken ohne Uferstreifen mit Sicherheit noch deutlich erhöhen. Das Projekt steckt derzeit noch in der Planungsphase, die durch die Auswahl erster Brücken, die Kostenermittlung, sowie die dazugehörige Suche nach Spendern, Sponsoren und offiziellen Fördermöglichkeiten geprägt ist. Geplant ist das Projekt „Fischotterschutz“ in jahresweisen Phasen ablaufen zu lassen. In Phase I sollen noch im Jahr 2011 bis zu sechs Brücken „ottersicher“ gestaltet werden. Mit den gewonnenen Erfahrungen hinsichtlich Projektierung, Ausführung und Kosten aus Phase I wird die Phase II (2012) geplant, wobei der weitere Fortgang der aktuellen Gefährdungslage des Fischotter anzupassen ist, um einen effizienten Mitteleinsatz zu gewährleisten.

Neben der Beseitigung der geschilderten Gefahrenpunkte gilt es natürlich auch das Lagebild über die tatsächliche Verbreitung des Otters im Kreisgebiet und seine genutzten Wanderrouten sowie die aktuelle Gefährdungslage zu verbessern. Zu diesem Zweck werden im zweiten Halbjahr „Spurensucher-Seminare“ angeboten, deren Ziel es ist, einerseits Daten für das bereits bestehende „ISOS-System“ (Informations System for Otter Surveys) zu gewinnen, bzw. diese zu aktualisieren und andererseits die Effektivität des Fischotterschutzes zu überprüfen. Bei Gewinnung einer ausreichenden Anzahl neuer Spurensucher könnten, nach Einschätzung des Otterzentrum Hanckensbüttel, die 50 bisher in unserem Landkreis liegenden Stichprobenorte auf bis zu 150 erhöht werden.

Zum Abschluss noch der Steckbrief des Fischotters. Beginnen wir gleich mit einem Superlativ: Er besitzt das dichteste Fell aller unserer heimischen Säugetiere. Es hat rund 50.000 Haare auf einem Quadratzentimeter; zum Vergleich, bei uns Menschen sind es nur ca. 120 Haare je cm². Zwischen den Haaren bilden sich so viele Luftkammern, dass das Wasser die Haut nicht erreicht und der Körper hervorragend gegen Kälte isoliert wird. Das Fell ist einheitlich mittelbraun. Jeder Otter hat unterschiedlich ausgeprägte graue, weiße oder gelbe Partien an Brust, Hals und Wangen. Bei einer Körperlänge von 100 – 130 cm wiegt er zwischen 7 und 12 kg. Die Fähen sind deutlich kleiner und leichter als die Rüden.

Besonders ausgeprägt sind die langen, kräftigen Barthaare, auch Vibrissen genannt, die der Otter in trübem Wasser zur Orientierung und Jagd benutzt. Wie gut der Körper des Otters an das Wasserleben angepasst ist, zeigt die Anordnung der Nase, der Augen und der Ohren. Diese bilden eine Linie, so dass ein Fischotter seinen flachen Kopf nur ganz wenig aus dem Wasser herausstrecken muss, um diese drei Sinnesorgane einsetzen zu können, die ihn z.B. vor Feinden warnen. Beim Tauchen kann der Otter Ohren und Nase verschließen, um so das Eindringen von Wasser zu verhindern. Er ist neben dem Europäischem Nerz das einzige unserer heimischen Raubtiere, das an allen vier Pfoten zwischen den fünf Zehen Schwimmhäute aufweist.

Den größten Teil des Jahres leben sowohl Männchen als auch Weibchen einzeln in einem intensiv markierten Revier. Selbst während der Paarungszeit bleiben sie nur kurz zusammen. Eine feste Paarungszeit haben Fischotter allerdings nicht. Daher können die 1-3 Jungen eines Wurfes nach ca. 60-tägiger Tragzeit das ganze Jahr über geboren werden. Otter kommen mit geschlossenen Augen zur Welt und wiegen bei der Geburt etwa 100 g. Nach 3-4 Wochen öffnen sie die Augen und verlassen nach 10 Wochen erstmalig mit ihrer Mutter die Wurfhöhle. Nach etwa einem Jahr sind sie selbständig und haben in dieser Zeit viel von ihrer Mutter erlernt. Geschlechtsreif werden Männchen im zweiten, Weibchen im dritten Lebensjahr. Ihre Lebenserwartung liegt zwischen 8 und 13 Jahren.

Er ernährt sich als reiner Fleischfresser (Carnivore) nicht etwa, wie sein Name vermuten ließe, allein von Fischen, er frisst vielmehr alle auf, am und im Wasser lebenden Tiere wie z.B. Fische, Frösche, Krebse, Würmer, Vögel, Mäuse, Ratten und Vieles mehr. Er ist ein Such- und Verfolgungsjäger, der diejenigen Tiere bevorzugt, die er am leichtesten erbeuten kann.

Jagdhornbläser Visselhövede richten Hubertusgottesdienst 2023 aus

05.11.2023, 18Uhr St.Johannis-Kirche

Auch in diesem Jahr findet seitens der Jägerschaft Rotenburg e.V. der Hubertusgottesdienst statt. Die Jagdhornbläsergruppe Visselhövede lädt am Sonntag, den 05.11.2023 um 18 Uhr zum Hubertusgottesdienst in der St. Johannis-Kirche in Visselhövede ein.
Bereits ab 17.45 Uhr werden Gäste mit Musik und Fackelschein empfangen. In festlichem Ambiente steht der Dank Gottes für die Schöpfung im Mittelpunkt.
Vorbei kommen lohnt sich!