Es ist Herbst und die warmen sonnigen Tage weichen nun zusehends den kühlen, nasskalten und nebeligen Herbsttagen. Mit den ersten kalten Oktobernächten beginnt die Paarungszeit unseres heimischen Damwildes. Sie wird im jagdlichen Sprachgebrauch Brunftzeit genannt und dauert bis Anfang November. Der Höhepunkt oder die Hochbrunft, liegt in der zweiten Oktoberhälfte. Das Damwild ist unsere größte heimische Wildart. Es kann wohl zurecht als Charakterart für unseren Landkreis bezeichnet werden, denn die Höhe des Damwildbestandes macht unseren Landkreis zur Damwildhochburg in Niedersachsen. Eine erstaunliche Entwicklung, wurde das Damwild doch erst in den Jahren 1935 bis 1940 im Landkreis angesiedelt. Es liegt wohl daran, dass unsere Kulturlandschaft mit ihren ausgedehnten Wäldern und naturbelassenen Mooren seiner Populationsentwicklung sehr entgegen kommt. Eine besondere Rolle dürfte aber auch die gravierende Verbesserung des Äsungsangebotes spielen, die mit der Veränderung der landwirtschaftlichen Produktionsprozesse einhergegangen ist. Der vermehrte Anbau von Energiepflanzen, wie Mais, Raps und Getreide und Schlaggrößen von bis zu 50 Hektar fördern die Bestandsentwicklung ebenso wie die nahezu jährlich auftretenden Baummasten und die in den letzten Jahrzehnten ausbleibenden strengen Winter. Insbesondere die Einführung der sog. „00-Raps-Sorte“ in den 80er-Jahren, der die Bitterstoffe weggezüchtet wurden, eröffnete dem Damwild ein enormes zusätzliches Nahrungsangebot. Die bessere Kondition des Damwildes zeigt sich u.a. in vermehrt auftretenden Zwillingsgeburten. Das Damwild ist dämmerungs- und tagaktiv und sucht auch während der Tageszeit freie Flächen zur Äsung auf, verbringt während der Vegetationszeit den Tag über aber auch in großen Getreide- oder Maisäckern. Das Damwild gilt als genügsame Wildart, das in der Lage ist, auch rohfaserreiche und damit nährstoffarme und schwer aufschließbare Nahrung zu verwerten. Es wird daher auch als Gatterwild gehalten. In den zurückliegenden Jagdjahren kamen hier im Landkreis jeweils cirka 2.500 Stück Damwild zur Strecke. Dieser zahlenmäßig hohe Abschuss ist erforderlich, um Beeinträchtigungen durch Wildschäden in der Land-, Forstwirtschaft möglichst zu vermeiden. Ein Durchschnittsgewicht von 40 kg pro Stück Damwild vorausgesetzt, entspricht die Jahresstrecke einer Gewinnung von ca. 49.000 kg feinstem Wildbret. Mit Blick auf den Weihnachtsbraten bietet sich bereits jetzt die Gelegenheit günstiges Wildbret zu erwerben. Die Brunftschreie der Damhirsche sind während der jetzigen Brunft vorwiegend in den Morgen- und Abendstunden zu hören. Auch wenn der Brunftschrei eines Damhirsches nicht ganz die Ausdrucksfähig besitzt, wie der Brunftschrei eines Rothirsches, stellt sich das Geschehen am Brunftplatz dennoch als ein ganz besonderes Schauspiel dar. Die weiblichen Tiere (Kahlwild) ziehen zu den Brunftplätzen der Hirsche, die auf diesen Plätzen so genannte Brunftkuhlen schlagen. Sie markieren dort ihre Anwesenheit geruchlich (olfaktorisch) sowie durch Plätzen und Schlagen optisch. Oftmals erwarten sie in den Brunftkuhlen sitzend das Kahlwild. Untersuchungen haben ergeben, dass Damwild über einen langen Zeitraum immer wieder dieselben Brunftplätze aufsucht. Waldspaziergänger, die sich jetzt sehr ruhig verhalten, haben jetzt gute Chancen die Brunft der Damhirsche mit zu erleben. Das Damwild zieht während der Brunft besonders viel umher. Die Gefahr durch Wildunfälle ist jetzt in der Morgen- und Abenddämmerung besonders hoch. Die Jägerschaft bittet daher die Verkehrsteilnehmer, sich während der Damwildbrunft vor allem in den Dämmerungsstunden besonders vorsichtig im Straßenverkehr zu bewegen und auf wechselndes Wild zu achten.