Es ist Herbst geworden. Der doch recht verregnete Sommer ist nun dem kühlen, nasskalten und nebeligen Herbsttagen gewichen. Mit den ersten kalten Oktobernächten beginnt die Paarungszeit unseres heimischen Damwildes. Sie wird im jagdlichen Sprachgebrauch Brunftzeit genannt und dauert bis Anfang November. Der Höhepunkt oder die Hochbrunft, liegt in der zweiten Oktoberhälfte. Die Brunftschreie der Damhirsche sind während der Brunft vorwiegend in den Morgen- und Abendstunden zu hören. Auch wenn der Brunftschrei eines Damhirsches nicht ganz die Ausdrucksfähig besitzt, wie der Brunftschrei eines Rothirsches, stellt sich das Geschehen am Brunftplatz dennoch als ein ganz besonderes Schauspiel dar. Waldspaziergänger haben in den nächsten Wochen gute Chancen, die Brunftschreie der Damhirsche zu vernehmen.
Während der Brunft sucht das Kahlwild die traditionellen Brunftplätze der Schaufler auf. Anders als beim Rotwild ziehen beim Damwild die Tiere zu den Hirschen. Auf den Brunftplätzen in lichten Altholzbeständen brunften meist mehrere Schaufler, die durch hohe Aktivität um die Gunst der Tiere werben. Die Schaufler legen dort ihre Brunftkuhlen an und markieren so ihr Territorium. Oftmals erwarten sie darin sitzend die Tiere. Die Hirsche ziehen aber auch unstet umher und wechseln die Brunftplätze. Beim Damwild sind die älteren Schaufler weniger dominant als beim Rotwild, auch jüngere Hirsche nehmen am Brunftgeschehen teil. Untersuchungen haben ergeben, dass Damwild über einen langen Zeitraum immer wieder dieselben Brunftplätze aufsucht. Zwischen Damhirschen kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen während der Brunft, bei denen die Hirsche recht oft Verletzungen davontragen. Das Damwild ist unsere größte heimische Wildart und kann wohl zurecht als Charakterart für unseren Landkreis bezeichnet werden, denn die Höhe des Damwildbestandes macht unseren Landkreis zur Damwildhochburg in Niedersachsen. Es lebt meist gesellig in vielen kleinen, aber auch zeitweise in großen Rudeln, die sich aus mehreren Familien zusammensetzen. Innerhalb dieser Rudel oder Familienverbände gibt es keine strenge Hierarchie oder Rangordnung. Die Zusammensetzung der Rudel kann sich öfter ändern. Tiere mit Nachwuchs und Hirsche bilden voneinander getrennte Rudel.
Das Damwild ist dämmerungs- und tagaktiv und sucht auch während der Tageszeit freie Flächen zur Äsung auf, verbringt während der Vegetationszeit den Tag über aber auch in großen Getreide- oder Maisäckern. Es gilt als genügsame Wildart, dass in der Lage ist, auch rohfaserreiche und damit nährstoffarme und schwer aufschließbare Nahrung zu verwerten. Es wird daher auch als Gatterwild gehalten. In den zurückliegenden Jagdjahren kamen hier im Landkreis jeweils zirka 2.500 Stück Damwild zur Strecke. Dieser zahlenmäßig hohe Abschuss ist erforderlich, um Beeinträchtigungen durch Wildschäden in der Land-, Forstwirtschaft möglichst zu vermeiden. Ein Durchschnittsgewicht von 40 kg pro Stück Damwild vorausgesetzt, entspricht die Jahresstrecke einer Gewinnung von ca. 49.000 kg feinstem Wildbret. Mit Blick auf den Weihnachtsbraten bietet sich jetzt die Gelegenheit, günstiges Wildbret zu erwerben.
Da das Damwild während der Brunft besonders viel umherzieht, steigt die Gefahr von Wildunfällen besonders in der Morgen- und Abenddämmerung. Die Jägerschaft bittet die Verkehrsteilnehmer, sich während der Damwildbrunft besonders vorsichtig im Straßenverkehr zu bewegen und auf wechselndes Wild zu achten.