Beinahe jeder Mensch hat das schon einmal erlebt: den plötzlichen Heißhunger auf etwas Süßes oder Herzhaftes. Meist ist dann der Kühlschrank Retter in der Not. Rehe und andere Pflanzenfresser verspüren im Frühjahr ein Verlangen auf Salziges und finden, Winterdienst sei dank, genug davon am Straßenrand. Mit dem anstehenden Fellwechsel, baldigen Geburten und Geweihaufbau wächst nämlich bei den Pflanzenfressern der Bedarf an Mineralien. Zudem locken nach dem harten Winter die ersten grünen Triebe, die lange Fastenzeit ist vorbei. Und so halten sich Rehe vermehrt in Fahrbahnnähe auf oder wechseln über die Straße. Die Jägerschaft Rotenburg weist auf das zur Zeit erhöhte Wildunfallrisiko hin. Umsichtige Fahrweise ist jetzt besonders wichtig.
Die Winterdienste brachten auch im Landkreis aufgrund der Extremwitterung hunderte Tonnen Streusalz auf den Straßen aus, - ein wahrer Leckerbissen für Reh, Schwein und Co. Im Regelfall decken die Tiere ihren Mineralienbedarf über Wildkräuter. In unserer Kulturlandschaft werden heute allerdings großflächig nur noch einige wenige Feldfrüchte als Monokultur angebaut. Diese sind meist weniger attraktiv für das Wild, so dass es in der Feldflur trotz angebauter Kulturpflanzen für das Wild zu Mineralmangel kommen kann. Während der Vegetationsperioden bringen Jäger daher verstärkt Salzlecksteine aus, um eine passende Mineralversorgung des Wildes zu sichern.
Im zu Ende gehenden Jagdjahr kam es im Altkreis Rotenburg bisher allein zu über 1.320 Wildunfällen an denen mit 81% überwiegend Rehwild beteiligt war. Bedingt durch die verstärkte Aktivität der Pflanzenfresser steigt die Zahl der Kollisionen im Frühjahr regelmäßig an. Insbesondere in den Dämmerungsphasen sollten Autofahrer vor allem im Bereich der, durch die signalfarbenen Dreibeine markierten Unfallstellen, besonders vorsichtig fahren und allgemein im Bereich von Wäldern sowie bei Übergängen zwischen Wald und Feld aufmerksam sein - dies sind beliebte Wildwechselorte. Bereits bei einem Zusammenstoß mit einem Fahrzeug von 60 Stundenkilometern beträgt das Aufprallgewicht das 25-fache des Körpergewichts. Da mutiert auch das zarte Reh ganz schnell zur Dampframme.