Wild und Jagd

Das Absuchen nach Zecken ist Tagesroutine wie Zähneputzen" Ein Bericht vom (DJV)

Beim Frühlingsspaziergang den Zeckenschutz nicht vergessen: Welches Infektionsrisiko geht von den Blutsaugern aus und wovon hängt es ab? Zeckenexpertin Dr. Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig im Interview.

DJV: Welches Risiko geht generell von einem Zeckenstich aus?

Dr. Dania Richter: Es gibt nicht die eine Zecke. Wir unterscheiden zum Beispiel den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Der Gemeine Holzbock ist in der Regel von März bis Oktober aktiv und von Flensburg bis Konstanz verbreitet, er überträgt die Erreger der Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Auwaldzecke kann Babesien auf den Hund übertragen. Sie ist zwar den ganzen Winter aktiv, kommt aber nur punktuell in Deutschland vor. Von ihr geht für den Menschen ein geringeres Risiko aus, da sie uns Menschen selten befällt. Entscheidend für das Risiko ist der Anteil infizierter Zecken. In Deutschland tragen mancherorts bis zu einem Drittel der Zecken Borrelien in sich. Eine Zecke nimmt in ihrem Leben nur drei Blutmahlzeiten zu sich, dabei kann sie sich infizieren oder Erreger weitergeben. Kompetente Reservoirwirte für Lyme-Borrelien sind Nagetiere und Vögel.

Wie können sich Zwei- und Vierbeiner vor Infektionen schützen?

Das Absuchen nach Zecken sollte nach einem Aufenthalt in der Natur zur Tagesroutine werden wie das Zähneputzen – zweimal täglich empfehle ich. Denn ein Stich einer infizierten Zecke führt nicht sofort zu einer Infektion. Lyme-Borrelien beispielsweise werden erst nach etwa 20 Stunden weitergegeben. Die Bakterien wandern mit Beginn der Blutmahlzeit aus dem Darm in die Körperhöhle der Zecke, von dort zu den Speicheldrüsen und können dann erst mit dem Speichel in die Stichwunde injiziert werden. Prävention ist das A und O, um sich zu schützen. Das gilt für Zwei- und Vierbeiner. Wer auf Wegen bleibt und den Kontakt mit der Vegetation am Rand meidet, schützt sich. Denn Zecken lauern vor allem in der niedrigen Vegetation, an Grashalmspitzen oder Ästchen von Sträuchern.

Welche Mittel helfen gegen Zeckenstiche?

Abwehrstoffe wie Icaridin schützen vor Zeckenstichen. Die gibt es in Sprayform und als Lotion zu kaufen. Für Jäger gibt es spezielle Textilien, die mit Akariziden wie Permethrin imprägniert sind, sie töten Zecken bei Kontakt ab. Der gleiche Wirkstoff ist erhältlich für Hunde als Spot On für Nacken und Kruppe. Der Wirkstoff Fluralaner ist in Kautabeltten für Hunde enthalten. Spot Ons muss ich einmal im Monat auftragen. Eine Tablette hingegen wirkt drei Monate gegen Zecken. Sticht die Zecke trotzdem, muss ich sie entfernen. Dafür kann ich eine feine Pinzette oder sogenannte Zeckenkarten nutzen. Mit kleinen Werkzeugen, die aussehen wie ein Kuhfuß, kann ich Zecken heraushebeln. Nymphen, also das zweite Jugendstadium der Zecke, lassen sich mit einer speziellen, sehr feinen Schlinge entfernen, die wie ein Fadeneinfädler aussieht. Danach die Bissstelle desinfizieren.

Muss ein Zeckenstich beobachtet werden?

Ich empfehle, sich die Stelle des Stichs mit Datum zu notieren und sie für einige Wochen im Auge zu behalten. Nicht immer entsteht bei einer Infektion mit Borrelien die sogenannte Wanderröte, also der typische rote Ring, der sich um die Einstichstelle ausbreitet. Manchmal kommen die Symptome erst zeitversetzt, und wir bringen sie nicht mehr mit dem Stich in Verbindung. Mit grippeähnlichen Symptomen und Wanderröte sollte ich auf jeden Fall sofort einen Arzt aufsuchen.

Zecken, die an Rehen saugen, tragen keine Lyme-Borrelien mehr in sich, stimmt das?

Eine infizierte Zecke, die an einem Reh oder einem domestizierten Wiederkäuer wie einem Rind parasitiert, verliert ihre infektiöse Fracht. Nach der Blutmahlzeit sind keine Lyme-Borrelien mehr nachweisbar. Dies wurde auch für domestizierte Wiederkäuer bewiesen. Auf die Frage nach dem Mechanismus hat die Wissenschaft bisher keine Antwort. Wiederkäuer wie Rehe können sich auch nicht mit Lyme-Borrelien infizieren. So ist der Anteil infektiöser Zecken, die Lyme-Borrelien übertragen können, auf mancher extensiven Weide geringer. Von Zecken, die vom erlegten Reh- oder Rotwild ablassen, sollte keine Gefahr ausgehen.

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