Kitz-Suche: Rasant schnell dank Technik

Drohnen-Operator Elias Borchard (I.) und Paul Winter vom Hegering 8 Deister-Süntel stellen die Drohne mit Wärmebildkamera vor, die bei der Rettung von Rehkitzen zum Einsatz kommt.

Mit Handschuhen und zusätzlich noch in Gras eingepackt werden die Kitze an den Wiesenrand getragen.

Mitte Mai bis Mitte Juli - die klassische Zeit, in der Heu gemacht, Gras geschnitten wird. Und in der Rehkitze im hohen Gras von Muttertieren versteckt werden. Höchste Gefahr für Kitze, die zu Beginn der Mahd noch im Gras liegen - doch die heimische Jägerschaft hat technisch aufgerüstet, um sie rechtzeitig zu finden.

BAD MÜNDER. Der Stand des Hegerings Deister-Süntel am Mais-Labyrinth bei Nettelrede war am vergangenen Wochenende gut besucht. Informationen über die heimische Tierwelt, über Hege und Pflege gab es dort, aber auch die Vorstellung der jüngsten Errungenschaft des Hegerings, die bereits in den vergangenen Wochen wirkungsvoll zum Einsatz gekommen ist: 35 Rehkitze und auch einige junge Hasen konnten rechtzeitig vor Mäharbeiten in Wiesen gefunden und gerettet werden. Landwirte müssen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um Rehkitze zu schützen. Lange Zeit sah das so aus, dass Wiesen vor Mähbeginn abgelaufen wurden. Das war aufwendig und oftmals wurden trotz aller Bemühungen auch gut versteckte Kitze nicht gefunden. Abhilfe schaffte nun die Anschaffung einer Drohne mit Wärmebildkamera durch den heimischen Hegering. Dessen Leiter Michael Platte erläutert, dass Landwirte die Drohne des Hegerings 8 - ein Modell des Herstellers DJl vom Typ Mavic Enterprise mit Wärmebildkamera - anfordern können, damit Wiesen abgeflogen werden können. Die von der Jägerschaft Hameln-Pyrmont geförderte Drohne kommt dann vorwiegend morgens früh oder spät abends bei entsprechendem Wetter und Außentemperaturen zum Einsatz.

Die Drohne darf laut Drohnenverordnung bis zu einer Höhe von 120 Meter über Grund fliegen. Um Rehkitze in Wiesen zu entdecken, wird eine Flughohe von 40 bis 80 Metern gewählt. Drohnen-Operator Elias Borchard erläutert, dass die Umweltgeräusche am Erdboden oftmals lauter seien als die Geräusche der Propeller der Drohne, die in 80 Metern Höhe fliege und daher keine Tiere am Boden gestört würden. Der Drohnen-Operator erklärt, dass die Wärmebildkamera den Unterschied zwischen der Körpertemperatur des Tieres und der Umgebung verifiziert, sodass ein Rehkitz im Monitor des Operators als kleiner heller Punkt dargestellt wird. An die markierte Stelle wird dann ein Helfer gelotst. Findet er das Jungtier, ist äußerste Vorsicht angesagt: Die Helfer tragen Handschuhe, nutzen zudem Grasbüschel, um auf keinen Fall den Geruch des Menschen auf das Tier zu übertragen. Zu groß die Gefahr, dass die Ricke ihr Kitz sonst später nicht mehr annehmen würde.
Das Kitz wird dann an den Wiesenrand außerhalb des Gefahrenbereichs getragen, wo es später vom Muttertier gefunden wird. Auf diese Weise wurden, so Hegeringleiter Platte, in den ersten Monaten des Jahres auf einer Fläche von etwa 150 Hektar 35 Rehkitze gefunden und vor dem grausamen Mähtod gerettet, außerdem auch vier junge Hasen. Und am Beispiel der aktuellen Mais-Labyrinth-Fläche lieferten die Hegering-Mitglieder den Besuchern auch einen Eindruck vom Zeitgewinn den die Drohnennutzung ermöglicht: Um eine etwa 3,5 Hektar große Fläche mit der Drohne abzusuchen, wurden etwa zehn bis fünfzehn Minuten benötigt. Anschließend könne der Landwirt die Wiese sicher mähen.