Surwold. Es war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf, der am Wochenende in Surwold zugeschlagen hat. Ein Anwohner beklagt vier tote Schafe, seine Nachbarn wollen das Raubtier sogar gesehen haben, wie es auf ihrem Hof ein Huhn gerissen hat - und keinerlei Scheu zeigte.
Es waren Jäger, die die vier toten Schafe von Jos van't Hoff am Samstagmorgen auf einem Feld an der Straße Am Sandberg fanden. "Ein Tier war komplett ausgeweidet, die anderen durch einen Biss in den Hals getötet", sagt van't Hoff im Gespräch mit unserer Redaktion. Von einem fünften Schaf der Rasse "Rouge de l'Ouest" fehlt jede Spur. Damit hat der Hobbyzüchter alle fünf Muttertiere verloren. Einen Zuchtbock und vier Jungtiere besitzt er noch, sie waren in der Nacht im Stall, sonst wären sie seiner Meinung nach jetzt auch nicht mehr am Leben. Als Verursacher steht für van't Hoff fest: Es war ein Wolf.
Um seinen Ärger über die Situation Luft zu machen, hat van' Hoff ein Foto der getöteten Schafe gemacht, die nach dem Fund vor seinem Grundstück abgelegt wurden. Dazu hat er ein Schild gestellt, auf das er "Der Wolf in Surwold, 12.10.2019" gesprüht hat. Dieses Bild hat bereits im Messenger Whatsapp die Runde gemacht. Eine Antwort auf van' Hoffs Vermutungen gibt es jedoch erst in einigen Wochen. Wie Wolfsberater Manfred Neubert auf Anfrage mitteilt, habe er vor Ort DNS-Proben genommen, um über das Senkenberg-Institut herausfinden zu lassen, ob sich ein Wolf über die Tiere hergemacht hat oder nicht. Fest stehe, dass die Zahl der gerissenen Tiere auf dem Hümmling zugenommen hat, sagt Neubert. Erst in der vergangenen Woche habe er in Werlte eine Ziege und ein Schaf tot aufgefunden und ebenfalls Proben genommen, vor zwei Wochen bei einem Schaf in Wehm und kurz davor in Vrees, wo bei einem Schäfer bereits 20 Tiere getötet worden sind.
Zwei Vorfälle an einem Wochenende
Ebenfalls am vergangenen Wochenende gab es einen weiteren Vorfall in Surwold, bei dem Anwohner und Nachbarn des Hobbyschäfers einen Wolf gesehen haben wollen. Das Tier hatte ein Huhn auf dem Hof gerissen - und sich auch nicht von den Rufen und Gesten der Bewohner beunruhigen lassen. Erst ein Silvesterböller schlug ihn in die Flucht.
Wie Neubert, einer von vier Wolfsberatern im Emsland, erklärt, könne es sich bei dem Tier um einen jungen Wolf gehandelt haben, der aufgrund seiner Neugier auf den Hof gelangt sei. "Aber wahrscheinlich auch, weil er Hunger hatte", sagt Neubert. Denn es sei die Zeit, in der die jungen Wölfe aus den Rudeln ausgestoßen würden und sich selbst ein neues Revier für ein eigenes Rudel suchen müssten. Ob es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt habe, das werde sich auch erst nach Auswertung der Spuren am zurückgelassenen Huhn klären, so Neubert.
Aufgrund der sich häufenden Anzahl der Vorfälle sei der Raum Hümmling als "besonderes Beobachtungsgebiet" vom Wolfsbüro in Hannover ausgewiesen worden, wie Neubert weiter erklärt. Eine Tatsache, die van't Hoff zu denken gibt. Seiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf auch auf dem Hümmling wieder offiziell zum Problem wird. "Jedes Jahr kommen neue Jungtiere hinzu, die wieder ein Rudel bilden", sagt der Niederländer, der mit seiner Frau Ivonne van Megen in Surwold lebt. Seiner Meinung nach sollte man den Wolf "abschießen dürfen", wie er sagt. Seiner Frau geht das zu weit, sie meint, dass eine bessere Kontrolle der Population schon helfen könnte.
Mit der Schafzucht werden die beiden vorerst nicht weitermachen, wie sie sagen. Langfristig sollen aber wieder neue Tiere angeschafft werden. Hobbyzüchter van't Hoff plant, einen Antrag zu stellen, um einen Zuschuss für den Bau eines sogenannten wolfssicheren Zaunes vom Wolfsbüro zu erhalten. Danach würde er seine Tiere wieder auf das Feld lassen. Text: Mirco Moormann