Mehr als 500 der bundesweit insgesamt 1619 abgegebenen Tonnen an Präparaten gingen laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL, hier die Mitteilung ) in die tierhaltungsintensive Region im Nord-Westen. Diese umfasst Landkreise aus den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Erst im September hatte das Bundesamt die Zahlen für 2011 veröffentlicht. Im Jahresvergleich sank die abgegebene Menge demnach in Deutschland um 87 Tonnen. An der Spitzenposition des Postleitzahlbezirks 49 hat sich nichts geändert. Weiter vorne mit dabei ist auch der Bereich 26, der neben dem nördlichen Emsland auch Ostfriesland mit den Landkreisen Aurich und Leer umfasst.
Der massenhafte Antibiotika-Einsatz in Ställen ist umstritten. Es wird befürchtet, dass sich Antibiotika-Resistenzen vom Tier auf den Menschen übertragen und Heilmittel deswegen nicht mehr wirken. Besonders kritisch wird dabei die Wirkstoffklasse der Fluorchinologe gesehen. Deren Einsatz nahm entgegen dem Trend im vergangenen Jahr um zwei auf nun zehn Tonnen zu, so das BVL.
Als „wenig überraschend“ bezeichnet Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Ergebnisse. Der Verein macht sich gegen intensive Tierhaltung stark. Für Ilchmann hängt der Schwerpunkt im Westen Niedersachsens mit den zahlreichen Großställen in der Region zusammen: „In Großställen lassen sich Tiere kaum individuell behandeln. Sind wenige krank, erhalten immer gleich Hunderte oder Tausende gesunde Tiere ebenfalls Antibiotika“, so Ilchmann.
In diesem Zusammenhang kritisiert der Landwirt aus dem Landkreis Leer schwarze Schafe unter den Veterinärmedizinern. Ilchmann spricht von „Kofferraumtierärzten“. Sie würden lediglich Medikamente auf Bestellung verteilen, statt eine eigene Diagnose zu stellen.
Ein Gesetzespaket, das Anfang 2014 in Kraft tritt, soll den Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft eindämmen. (Von Dirk Fisserm NOZ)