Sögel. Seit knapp zwei Jahren wird in der Samtgemeinde Sögel das Wegeseitenräume-Programm durchgeführt. Nun wurde bei einem Ortstermin in Spahnharrenstätte Zwischenbilanz gezogen.
Bereits 56 Kilometer Ackerrandstreifen mit einer Gesamtfläche von 20 Hektar sind in der Samtgemeinde Sögel ausgemessen und vor Ort durch Pflöcke sichtbar gemacht worden. Entlang von knapp 30 Kilometern Ackerrändern entstanden bisher Blühstreifen und Heckpflanzungen; tatkräftig unterstützt von Schulklassen und Kindergärten, durch die Beauftragung landwirtschaftlicher Lohnunternehmen, aber mit Hilfe der Landwirte und Flächenbewirtschafter selbst. Am Ende des Programms sollen es in den Mitgliedsgemeinden Börger, Groß Berßen, Hüven, Klein Berßen, Sögel, Spahnharrenstätte, Stavern und Werpeloh insgesamt rund 200 Kilometer Blühstreifen und Heckenanlagen auf gut 70 Hektar Gesamtfläche werden.
Die ökologische Aufwertung hat nach Angaben von Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers viele positive Effekte für die Pflanzen- und Tierwelt und vor allem ganz handfeste Vorteile die Allgemeinheit: Die Gemeinden können Ackerrandstreifen als Kompensationsflächen für Bau- und Gewerbegebiete und so eigene Flächen nutzen, statt Acker zu kaufen und aus der landwirtschaftlichen Produktion zu nehmen. „Damit begegnen wir auch dem erheblichen Flächendruck, der die Pachtpreise in die Höhe getrieben hat.“
Hermann Connemann und Hans-Georg Jansen sind im Auftrag der Mitgliedsgemeinden für die Umsetzung des Programms zuständig. Sie gehen dabei systematisch vor. Zuerst werden die Flächen ausgemessen, dann mit Kunststoffpflöcken abgesteckt. Im nächsten Zug werden dann Blühstreifen oder auch Hecken gepflanzt.
Bepflanzt wurden bislang etwa elf Hektar Blühstreifen (Länge 30 Kilometer) und knapp ein Hektar Hecken, was einer Strecke von 2 Kilometern entspricht. Spahnharrernstättes Bürgermeister Reinhard Timpker hob hervor, dass es lediglich kleinere Probleme mit einigen Landwirten gegeben habe. „Insgesamt wird die Bepflanzung der Wegeseitenräume von den Landwirten positiv begleitet“, weist er auf seine überwiegend guten Erfahrungen in Spahnharrenstätte hin. Einige hätten sich bereits an der Aktion beteiligt und geholfen, die Flächen anzulegen.
Bedenken hätten einige Landwirte bei den Hecken gehabt, da sie einen zu großen Schattenwurf durch die bis zu drei Meter hoch wachsenden Hecken auf ihre Pflanzen befürchteten. Das könne er nachvollziehen, meinte Jansen. Doch er zählte auch die Vorteile auf. Denn die Hecken, die sehr holzig seien, seien stete Lieferanten für Brennholz – und für die Hackschnitzelproduktion interessant.
Auch ein Bildungsauftrag sei mit dem Programm verbunden, waren sich die Grundschulleiterin aus Spahnharrenstätte Annemarie Rode und die Leiterin des Familienzentrums Sögel Irmgard Welling einig. So hätten beim Anlegen der Blühstreifen und Hecken auch Schulklassen und Kindergartengruppen mit viel Freude im Rahmen von Aktionstagen beim Aufpflanzen geholfen.
Gefördert wird das Programm durch die HEH-Essmann-Stiftung, die das Projekt bisher mit 10.000 Euro unterstützt. Heinrich Essmann lobte das Engagement auf dem Hümmling. „Hier wird wertvolle Arbeit für unsere Natur geleistet“. Er regte an, die Blühstreifen dauerhaft zu beobachten, „damit sie nicht, wie in einigen wenigen Fällen geschehen, nach einem Jahr wieder untergepflügt werden.“
Auf die Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen legte auch der Vorsitzende der Jägerschaft Aschendorf-Hümmling Wilhelm Klumpe besonderen Wert. Die Ökologie werde damit erkennbar aufgewertet. Vom Kleininsekt, welches sich Nahrung dort verschafft bis hin zum Rehwild, welches im Seitenraum Schutz finden kann, sei der Pflanzstreifen einen Gewinn.
Thomas Schomaker als Vorsitzender des Biotop-Fonds der Jägerschaften Emsland / Grafschaft Bentheim e.V. teilte mit, dass die Wegeseitenräume und Hecken als Strukturelemente ein zentrales Anliegen des Biotop-Fonds aus dem 2012 entwickelten 10 Punkte-Plan seien. „Uns geht es im Biotop-Fonds darum, dass wir die Wegeseitenräume und die damit mögliche Biotopvernetzung / Biotopverbund in der landwirtschaftlich intensiv genutzen Kulturlandschaft immer wieder ins Gespräch bringen, um die Akzeptanz dafür bei den Akteuren vor Ort zu erhöhen und eine weitere Sensibilisierung in der Bevölkerung für das, was in der Natur passiert, zu erreichen.“