Vrees Mehr als ein Jahr hatte Schäfer Hans Heymann aus Vrees Ruhe, nun hat es erneut einen Vorfall gegeben: Insgesamt beklagt er 26 tote und vermisste Tiere.
Für Heymann ist es relativ klar, dass es ein Wolf war, der die Schafherde in der Bockholter Dose angegriffen hat. Bewiesen ist dies noch nicht, der Wolfsberater hat Proben genommen, die derzeit ausgewertet werden. Der jetzige Angriff weckt bei Heymann jedoch Erinnerungen an das vergangene Jahr: Damals wurden seine Schafherden nachweislich dreimal von Wölfen heimgesucht. 45 Tiere starben.
Der jüngste Fall kam unerwartet: Wie Heymann im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, sei er am 2. November gegen 16.30 Uhr noch bei der Herde im Naturschutzgebiet gewesen. Am selben Abend, nur kurz nach seiner Abfahrt, hätten Nachbarn aus einiger Entfernung gesehen, dass die Herde in voller Aufruhr gewesen sei. Die Nachbarn hätten sich nichts weiter dabei gedacht, sie hätten gedacht, die Herde sei umgetrieben worden, so Heymann. Im Galopp seien die Tiere auf der freien Fläche umhergelaufen.
Am kommenden Morgen überkam ihn dann ein ungutes Gefühl, als der Nachbar anrief und sagte, dass wohl ein Schaf ausgebrochen sei und auf seinem Hof laufe. „Die brechen normalerweise nicht aus“, so Heymann. An der Fläche angekommen, habe er dann gesehen, dass es einen Angriff gegeben hatte. „Zehn Tiere waren tot, drei schwer verletzt, die später gestorben sind“, sagt Heymann. 13 weitere Tiere seien seither verschwunden. „Vier davon haben wir tot in der Marka gefunden, der Rest wird auch im Fluss ertrunken sein“, vermutet der Schäfer. Somit muss er mit dem jetzigen 26 Tieren insgesamt 71 verlorene Schafe der vom Aussterben bedrohten Rasse „Weiße hornlose Moorschnucke“ hinnehmen. Zudem verzeichne er weitere Ausfälle wie die „Verlammung“ der trächtigen Tiere, die aufgrund des Stresses durch den Angriff Fehlgeburten erlitten.
Wolfsberater Gerd Hopmann war am Morgen des 3. November in Vrees, um den Schaden aufzunehmen. Er bestätigt die zehn toten Tiere auf der Weide, von denen er DNA-Spuren genommen und zum Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) geschickt hat. Von dort aus werden ausgewählte Proben weiter an das Senckenberg-Institut geschickt. In der kommenden Woche rechne er mit einem Ergebnis und auch der Gewissheit der Frage: War es ein Wolf oder ein Hund?
Für den Vreeser Bürgermeister Heribert Kleene ist diese Frage schon geklärt. Aufgrund der Fälle aus dem vergangenen Jahr sei es der Wolf gewesen, der wieder zugeschlagen habe. So fordert Kleene auch eine Bejagung der Tiere. „Die Populationen, die sich immer weiter ausbreiten, müssen eingeschränkt werden“, so Kleene, „sonst werden wir der Landwirtschaft nicht mehr gerecht.“ Immer wieder würde im Ort von Wolfssichtungen berichtet, womöglich gebe es ein Rudel im Eleonorenwald. Ein Indiz für den Wolf sei laut Kleene die immer weniger werdenden Rehpopulationen.
Von den 35 nachgewiesenen Rudeln in Niedersachsen befinden sich laut aktuellem Wolfsmonitoring des Landes Niedersachsen vier in der Region – in Meppen, Herzlake, Nordhorn und im Raum Werlte. Ob Letzteres im Eleonorenwald ansässig ist, ist jedoch nicht bestätigt, so Hopmann. Schließlich brächten die Tiere, die in Rudeln von mehr als zwölf Tieren unterwegs seien könnten, auch große Distanzen hinter sich.
Heymann hofft, dass die Tiere ihn nicht wieder heimsuchen. Für die getöteten Tiere habe er vom Land Entschädigung erhalten, jedoch entstehe für mehr Schutz der Tiere auch mehr Aufwand, der nicht berücksichtigt werde. So sei es deutlich mehr Arbeit, neue, höhere Elektrozäune aufzustellen. Helfen könne eine Weidetierprämie, die laut Heymann aber derzeit im Bundestag stocke. Hier würde er sich mehr Bewegung seitens der Politik wünschen, so der Schäfer. In Mecklenburg-Vorpommern gebe es sie bereits. (Von Mirko Moormann)