Werlte. Das Rehwild im nördlichen Emsland lebt gefährlich – das aber nicht nur, weil so mancher Weidmann ihm nachstellt. So tappte einer Statistik der Jägerschaft Aschendorf-Hümmling zufolge knapp ein Viertel des „erlegten“ Reh-, Dam- und Schwarzwildes (Schalenwild) in die Todesfalle „Straße“. Im Jahr 2013 waren das knapp 660 Stück Wild, wobei der Anteil von Dam- und Schwarzwild sehr gering ist. Die Trendlinie der vergangenen drei Jahre zeigt allerdings nach unten.
Die höchste Zahl der Wildunfälle seit 2004 wurde 2010 erreicht, als 788 Stück Schalenwild auf den Straßen zu Tode kamen. Die seither vonseiten der Jäger weiter intensivierten Bemühungen, Wildunfälle zu reduzieren, greifen offenbar. Eine Maßnahme war, dem zunehmenden Rehwild mit mehr Abschüssen zu begegnen, um so den Bestand konstant zu halten. Denn eine Faustregel ist: je mehr Rehe in den Revieren leben, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Unfällen kommt. Laut Kreisjägermeister Wilhelm Klumpe aus Werlte sind für das laufende und die beiden folgenden Jahre, die Abschusspläne für weibliches Rehwild noch einmal um zehn Prozent erhöht worden.
Wirkung zeigen aber auch andere Maßnahmen: „Wir appellieren seit Jahren an die Revierpächter, an den Unfallschwerpunkten das Schalenwild intensiver zu bejagen.“ Zugleich würden beispielsweise durch Revierpächter entlang von viel befahrenen Straßen blaue Reflektoren an die Leitpfähle montiert, die Scheinwerferlicht in den Seitenraum streuen, um so Wild abzuschrecken. „Die zeigen eine bessere Wirkung als die roten“, ist sich Klumpe sicher. Allerdings gebe es auch hier nach einer gewissen Zeit einen Gewöhnungseffekt. Gleichwohl würden Jungtiere zunächst immer erst abgeschreckt, ergänzt Thomas Schomaker aus Werlte, Vorsitzender des Biotop-Fonds der Jägerschaften im Emsland und der Grafschaft Bentheim.
Der Biotop-Fonds hat die Vermeidung von Wildunfällen zu einem seiner zehn Handlungsfelder erklärt. Laut Schomaker ist in den vergangenen Jahrzehnten das Verkehrsaufkommen deutlich gestiegen und zugleich das Straßennetz enger geworden. Auch das erhöhe die Wahrscheinlichkeit von Wildunfällen. Schomaker zufolge ereignet sich in Deutschland alle zweieinhalb Minuten ein Wildunfall. Er sieht eine wichtige Gegenmaßnahme auch darin, Lebensräume zu vernetzen, um den Wildtieren die Möglichkeit zu geben, weniger Straßen überqueren zu müssen.
Im vergangenen Jahr ist es nach Kenntnis von Kreisjägermeister Klumpe im nördlichen Emsland zu keinen schweren Unfällen gekommen. „Die Regel waren Blechschäden und ein totes Reh.“ Hier und da hätten Nachsuchen durch die Revierpächter gemacht werden müssen, um verletzte Tiere aufzufinden und von ihren Leiden zu erlösen. Dabei klappe die Zusammenarbeit mit der Polizei sehr gut. Diese verfüge über Karten der Revierzuschnitte und sämtliche Kontaktdaten, sodass der zuständige Jäger auf die Schnelle herbeigerufen werden könne.