Sögel/Dörpen. Am Ende des Weges steht die dritte und letzte Prüfung: der Reviergang. Eine 16-köpfige Prüfungskommission im Auftrag der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Emsland hat an diesem Tag im Wald nahe dem Jägerhof in Sögel passend zu den fünf Fachgebieten ihre Stände aufgebaut. Zu zweit machen sich die Prüflinge auf den Weg, um ihre Kenntnisse und ihr Können zu beweisen. Von den 21 Jagdscheinanwärtern der Jägerschaft Aschendorf-Hümmling gelingt dies 19.
Als Erste prüfen Wilhelm Reiners, Heinrich Rohjans und Bernd Sieve die in Zweiergruppen eingeteilten Jagdscheinanwärter auf Herz und Nieren. Naturschutz, Hege und Jagdbetrieb stehen hier im Mittelpunkt. Als Nächstes folgen die Stationen zu den Fächern „Behandlung des erlegten Wildes, Wildkrankheiten, Jagdhundewesen, jagdliches Brauchtum“ sowie „Jagdrecht und verwandtes Recht“. Paarweise stehen sich Prüfer und Prüfling gegenüber und vollziehen bei leichtem Sprühregen ihr Frage-Antwort-Spiel.
Richtig kniffelig wird es an der vorletzten Station – Jagdwaffen und Fanggeräte. Hier lässt sich auch durch eine besonders gute Note in der schriftlichen Prüfung nichts mehr machen, wenn eine unvorsichtige Handhabung der Waffe offenbar wird. Hans Trecksel, Manfred Lembeck und Hermann Buse sind recht zufrieden. Bislang haben sich die Jagdscheinanwärter trotz Nervosität wacker geschlagen. Prüfungskommissionsleiter Wilhelm Klumpe bestätigt zudem, dass das „notwendige Wissen“ da sei. „Das ist ein Sperrfach. Dafür wird viel getan.“
An der letzten Station geht es um die „dem Jagdrecht unterliegenden und anderen frei lebenden Tiere“. Am Präparatewagen der Jägerschaft müssen die Tiere erkannt werden, aber vor allem wird nach ihren Eigenheiten wie Ernährung, Fortpflanzung und Besonderheiten gefragt.
Nachdem also am Vormittag des Prüfungstages das Adrenalin dominiert hat, steht am Abend bei 19 der 21 Jagdscheinanwärter beste Laune im Vordergrund. Sie bekommen vom Kreisjägermeister im Naturkundehaus in Dörpen ihre Prüfungszeugnisse ausgehändigt. Zugleich mahnt Klumpe zu Bodenständigkeit, denn „wer die Lehre bestanden hat, ist noch lange kein Meister“. Er rät dazu, sich von den „alten Hasen“ anleiten zu lassen, Fortbildungen zu besu-chen und in den Hegeringen aktiv zu werden. Zudem fordert er die Jäger dazu auf, den Natur-schutz noch mehr zu fördern, „um eine artenreiche Natur zu erhalten“.
Ausbilder Ansgar Simme vollzieht im Anschluss den an einem solchen Tag pflichtmäßigen Akt jagdlichen Brauchtums: den Jägerschlag. Dazu tritt jeder Jungjäger einzeln vor ihn. Während Simme den sogenannten Hirschfänger (eine große Stichwaffe) abwechselnd leicht auf die Schultern des Jungjägers schlägt, sagt er den Spruch: „Der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen, der zweite Schlag soll dir die Kraft verleihen, zu üben stets das Rechte, der dritte Schlag soll dich verpflichten, nie auf die Jägerehre zu verzichten.“
Prüfungsbester im Lehrgang der Jägerschaft Aschendorf-Hümmling war Wilhelm Stammermann aus Werlte. Er darf nun im Lehrrevier Bockholter Dose seine ersten Erfahrungen in der Rehwildjagd sammeln. Zweitbester Prüfling des Lehrgangs war Richard Hahnenkamp, ebenfalls aus Werlte.