Der Jagdwissenschaftler Dr. Heinrich Spittler aus Bonn, selbst seit über 30 Jahren passionierter Niederwildjäger, schildert in seinem Vortrag plausiebel die Entwicklung der Niederwildpopulation von 1965 bis heute. Waren es 1965 in Niedersachsen etwa 300.000 Hasen die jährlich auf der Jagdstrecke lagen, sind es heute nur noch ca. 100.000. Schlechte Witterungsverhältnisse, nasse und trockene Jahre gab es in den letzten 50 Jahren immer wieder und sorgten für ein Auf- und Abstieg der gezeigten Statistiken, das konnte also nicht der Grund sein. Ist es die Landwirtschaft mit ihren Spritz- und Düngemitteln? Die gab es aber vor 50 Jahren auch schon und damals waren die sogar noch viel agressiver als heute. Sind es die Insektizide oder Herbizide, was man sich gut vorstellen könnte weil die Äsung der Hasen aus vielen Kräutern und Pflanzen besteht die diese Mittel aufgenommen haben. Aber es wurden nie tote Hasen gefunden. Liegt es am Äsungsangebot das sich durch die Vergrößerung der Acherflächen (Mais) verringert hat? Dann wären aber die erlegten Hasen nicht so gut im Feist, bei 98 % sind die Nieren gut in Fett gebettet.
Sind es die Fingizide die gegen Pilz gespritz werden? Lange Zeit hat man geglaubt das die Fungizide Einfluß auf die Östrogene nehmen und die Hasen nicht mehr Fortpflanzungsfähig sind. Die intensive Forschungsarbeit von Dr. Spittel zeigt, es ist nicht so. Auf einer großen intensiv behandelteten Grünfläche wurden nach mehreren Wochen die Hasen für Untersuchungen eingefangen. Nach einer kurzen Betäubung wurden die Häsinnen mit Ultraschall untersucht, die Häsinnen waren zu 80 % trächtig was ganz normal ist. Die Spermauntersuchung bei den Hasen ergab ebenfalls volle Zeugungsfähigkeit. Wodurch ist also der Rückgang zu erklären. Das schlechte Wetter hat seinen Einfluss durch die Kokzidose. Von dieser Viruserkrankung sind Einzelhasen betroffen, deren Kot bei nassem Wetter den Virus verteilt, UV- Strahlen hingegen vernichten diese Erreger. Doch nasse Jahre gab es auch vor 50 Jahren. Auch der ständige Verlust von Landflächen durch Baumaßnahmen nimmt dem Niederwild den Lebensruaum erklärt aber nicht diesen drastischen Rückgang.
Nach jahrelanger Forschungsarbeit kommt Dr. Spittler zu der Erkenntnis, für den extremen Rückgang der Hasenpopulation ist das Raubwild, vornehmlich der Fuchs verantwortlich, der in den 50er und 60er Jahren viel intensiver bejagd wurde als heute. Ein Fuchsbalg war gefragt, er brachte in heutiger Währung umgerechnet etwa 150,- €, heute hat er keinen Wert mehr.
Auch die Rabenkähe ist als Fressfeind des Hasen nicht zu unterschätzen. Eine Häsin bringt 3 x im Jahr Junge zur Welt, in der Regel auf dem freien Acker. Nach dem ersten Setzen sind die Acker noch kahl, es ist kaum Deckung vorhanden und die Krähen äugen sehr gut. Man kann sagen, der ganze erste Satz fällt den Krähen zum Opfer. Auch das ist noch nicht bedenklich, aber von den beiden folgenden Setzen müsste mindestens jeweils eines groß werden. Doch der Fuchs sucht seine Beute mit der Nase. Die frischgesetzten Hasen haben noch keine Witterung, nach etwa 14 Tagen aber müssen sie selbst Grünzeug aufnehmen und der Fuchs wird zur elementaren Gefahr. Wenn der Fuchs einen Junghasen erbeutet, ist der restliche Satz mit verloren. Es wurden Füchse erlegt die bis zu vier Junghasen im Fang hatten. Ein Junghase hat bis zu 14 Wochen keine Chance einem Fuchs zu entkommen. Dr. Spittler appeliert an die Jägerschaft den Fuchs stärker zu bejagen, bei der Fallenjagd jedoch Tierschutzgerecht vorzugehen. Der Stifterverband für Jagdwissenschaft e. V. hat einen Arbeitskreis zum humanen Tierfang gegründet. Dr. Heinrich Spittler ist 1. Vorsitzender, zu erreichen unter 02645-3527, Mail: dr.spittler(at)is-web.de. Zum Ende der Veranstaltung ging Spittler noch kurz auf den Fasanenbesatz ein, der auch sehr rückläufig ist. Für den Fasan kommt die Gefahr aus der Luft, denn wo der Fasan siene Nahrung findet, findet der Habicht seine Nahrung im Fasan. Um dem Fasan mehr Schutz zu bieten, empfiehlt Dr. Spittler Lupinen und Ölrettich anzusäen. Diese Pflanzen lassen auf dem Boden genügend Bewegungsfreiraum und bieten Deckung nach oben.