Am vergangenen Sonntag legten 18 tatkräftige Jäger, vorwiegend aus dem Hegering Lauenbrück, in der Gemarkung Helvesiek eine Streuobstwiese an.
Der Streuobstanbau ist eine über Jahrhunderte entstandene Form des Obstanbaus mit höchster Bedeutung für die Kulturlandschaft und Biodiversität, da er mit seinen seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa zählt. Der Streuobstanbau wurde im April 2021 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland aufgenommen. Spätestens seit dem erfolgreichen Volksbegehren "Artenvielfalt – Rettet die Bienen" ist das Thema Streuobst und seine Bedeutung auch bei der Bevölkerung angekommen.
Die Bezeichnungen Streuobstbau und Streuobstwiese haben sich aus dem Begriff Obstbau in Streulage entwickelt. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie durch das Bau- und Siedlungswesen wurden alte Streuobstwiesen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so stark dezimiert, dass sie inzwischen zu den besonders gefährdeten Biotoptypen Mitteleuropas zählt.
Vor allem die Römer brachten die nicht heimische Obstsorten, wie Apfel, Birne, Zwetschge, Süßkirsche, aber auch Walnuss und Edelkastanie nach Mitteleuropa. Sie gediehen allerdings nur in klimatisch begünstigten Gebieten. Die Züchtung robusterer Sorten, mit geringen Ansprüchen an Pflege und Standort, wurde von den mittelalterlichen Klöstern betrieben.
Der Streuobstanbau zeichnet sich durch die alten Obstsorten auf stark wachsenden, hochstämmigen Bäumen in weitem Pflanzabstand mit einer Unternutzung als Wiese, Weide, Garten oder Acker aus. Er sichert einen Schatz an genetischer, geschmacklicher und gesunder Vielfalt.
Aus einer Fläche von rund 200 x 20 Meter wurden an diesem Tage unter fachlicher Anleitung insgesamt 60 Obstbäume gepflanzt. Die Streuobstwiese wird vom Landkreis Rotenburg/ Wümme finanziell gefördert.